Streit um Kollektivvertrag

Emirates umwirbt AUA-Piloten

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Konzern will neuen KV aushandeln - fliegen der AUA jetzt die Piloten davon?

Derzeit verhandelt die AUA mit dem fliegenden Personal über einen neuen Kollektivvertrag (KV). Das Ergebnis wird in den morgigen Sonder-Aufsichtsrat der AUA einfließen. Endgültige Entscheidungen über das ganze Sparpaket der Austrian werden aber erst am Mittwochabend beim Aufsichtsrat der Mutter Lufthansa fallen, sagte Unternehmenssprecher Peter Thier am Montag zur APA.

Alter KV gekündigt
AUA-Vorstand Jaan Albrecht hat den geltenden Kollektivvertrag für die Mitarbeiter Bord einseitig gekündigt und hofft seither, einen neuen KV aushandeln zu können, der insbesondere die automatischen Gehaltssteigerungen stoppt und die Höhe der Pensionszahlungen einfriert. Zielgröße sind die Zahlungen des Kollektivvertrags der Regionalflugtochter Tyrolean, die um 20 bis 25 Prozent niedriger liegen. Sollte dieser Plan A nicht klappen, behält sich die AUA einen "Plan B" vor: Den Rechtsübergang der AUA in die Tyrolean, erinnerte Thier am Montag. Aus Sicht der AUA sei am heutigen Montag mit keiner Veröffentlichung von Ergebnissen zu rechnen, da erst der Aufsichtsrat am Dienstag die Position der AUA festlegen könne.

Allerdings werde auch dann noch nicht das ganze Sparpaket am Tisch liegen, denn dieses muss vom Aufsichtsrat der Lufthansa in Frankfurt beschlossen werden. Dieser tagt am Mittwochabend - am Tag darauf findet die Bilanzpressekonferenz der Lufthansa statt. Das Paket umfasst neben Personalfragen die "Umflottung", also die Umstellung der Mittelstrecke auf Airbus, wofür sieben neue Maschinen nötig sind und die Modernisierung der Boeing-Langstreckenflieger mit neuen Kabinen, Sitzen und Business-Class und sonstiger Ausstattung. Für diese Maßnahmen brauche die AUA aber Kapital von der Mutter. Das Gesamtpaket gibt es erst "mit Stempel aus Frankfurt", so Thier.

Emirates umwerben AUA-Piloten
Bord-Betriebsratschef Karl Minhard hat bisher Streikdrohungen tunlichst vermieden, weil er nicht dafür verantwortlich gemacht werden will, durch eine Arbeitsniederlegung der Belegschaft die AUA in den Abgrund gestoßen zu haben. Sein größtes Druckmittel ist aber derzeit die Konkurrenz in Dubai: Die Fluglinie Emirates wirbt offen um AUA-Piloten. Rund 338 der 578 AUA-Piloten haben hoch dotierte alte Verträge mit hohen Abfertigungen, die sie im Falle eines KV-Wechsels offenbar einfordern könnten. Sollte es zu einem Massenexodus der Piloten kommen, wäre die AUA daher nicht nur mit einem plötzlichen Personalmangel konfrontiert, sondern müsste auch die Abfertigungen leisten, die bis zu 39 Monatsgehälter und damit bis zu 500.000 Euro pro Piloten ausmachen können.

Die AUA muss massiv sparen. Genaue Ergebniszahlen für 2011 sollen am Donnerstag veröffentlicht werden, Albrecht hat aber bereits im Jänner bekanntgegeben, dass der Verlust etwa so hoch ausgefallen sei wie 2010 - damals waren es rund 65 Mio. Euro Minus. Ziel ist es, heuer 200 Mio., 2013  230 Mio. und dann noch einmal 260 Mio. Euro einzusparen. Da auch die Lufthansa für 2011 einen Verlust - 13 Mio. Euro - ausgewiesen hat, ist der Druck aus Frankfurt groß, endlich in die schwarzen Zahlen zu kommen.

AUA-Piloten protestieren


 
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