UNO kritisiert Klimaziele der Industriestaaten

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Die von den größten Schadstoff-Verursachern bisher genannten Ziele zur Reduzierung des Ausstoßes an Treibhausgasen reichen im Kampf gegen den Klimawandel wohl nicht aus. UN-Klimaexperte Janos Pasztor sagte mit den bisher gemachten Zusagen dürfte es "ziemlich schwierig" werden, einen Anstieg der Durchschnittstemperatur um mehr als 2 °C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu verhindern.

Die von den Staaten eingereichten Reduzierungsziele könne man positiv und negativ sehen, sagte Pasztor. Negativ sei, dass die genannten Ziele vermutlich nicht ausreichten. Positiv sei, dass es zum ersten Mal überhaupt ein Ziel gebe, "ein klares Ziel, für das wir alle arbeiten. Vorher wurde nur geredet."

55 Länder, darunter China, die USA und die 27 Mitglieder zählende EU hätten, wie im Dezember auf dem Klimagipfel in Kopenhagen beschlossen, Briefe mit ihren Zusagen an die Vereinten Nationen gesandt. In den nächsten Tagen würden noch mehr solcher Briefe erwartet, sagte Pasztor. Die Ziele sind zunächst noch unverbindlich, sie sollen aber im Laufe des Jahres Bestandteil eines verbindlichen Abkommens zum Kampf gegen den Klimawandel werden.

China hat keine absoluten Kürzungen beim Schadstoffausstoß zusagen, will aber das Wachstum seiner Treibhausgas-Emissionen bis 2020 um bis zu 45 % im Verhältnis zu 2005 eindämmen. Auch Indien will das Wachstum des Schadstoffausstoßes einschränken. Für die USA hat Präsident Obama versprochen, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 17 % unter das Niveau von 2005 zu senken.

Er war damit auch das Vorbild für China und Indien, die danach ebenfalls auf das in früheren Klimaverhandlungen benutzte Basis-Niveau von 1990 verzichteten. Die EU sagte hingegen zu, ihren Ausstoß bis 2020 um 20 % unter das Niveau von 1990 zu reduzieren.

Spionage und Diffamierungen

Hinter dem Diebstahl des E-Mail-Verkehrs englischer Klimaforscher Ende vergangenen Jahres könnten nach Einschätzung eines Fachmanns US-Lobbyisten oder Geheimdienste gesteckt haben. Der ehemalige oberste wissenschaftliche Berater der britischen Regierung, David King, sagte "The Independent", der Diebstahl von mehr als 1.000 Mails und Dokumenten aus dem Klimainstitut der Universität von East Anglia scheine für einen einzelnen Hacker zu professionell durchgeführt worden zu sein.

Das sei eine außerordentlich ausgeklügelte Operation gewesen, sagte King, der aber keinen Geheimdienst oder Lobbygruppe namentlich nannte. Der Nachrichtenagentur AP sagte er auf Nachfrage einschränkend, dass er nicht in die laufenden Untersuchungen der Polizei und der Universität eingebunden sei.

Kreise in den USA, hinter denen bedeutende geschäftliche Interessen steckten, hätten eine große Summe darauf ausgesetzt, die Forschung über den Klimawandel zu destabilisieren. Deshalb deute die Wahrscheinlichkeit darauf hin, dass entweder jemand für sie hinter dem Hackerangriff stecke oder ausländische Spione, sagte King.

Das sogenannte "Climagate" hatte vor der UNO-Klimakonferenz in Kopenhagen für Wirbel gesorgt. Teile der E-Mail-Korrespondenz tauchten im Internet auf und wurden von Leugnern des Klimawandels dahin ausgelegt, dass Wissenschafter die Gefahr übertrieben oder gar ganz erfunden hätten.

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