Skylink-Desaster

Flughafen will Skylink klagen

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Vorstand hat Baufirmen im Visier, Skylink gilt als Risiko für Bilanz.

Der Vorstand des börsenotierten Flughafen Wien lässt die Anwälte prüfen, bei ehemaligen Auftragnehmern des teuren Skylink-Terminals Geld zurück zu holen. Die Juristen des Flughafen-Konzerns loten Schadenersatzklagen aus. Ob und gegen wen geklagt wird, soll aber erst im neuen Jahr fest stehen. Im Vorstand werden Anfang 2011 die Ressorts neu verteilt. Vorstandschef Herbert Kaufmann sagte am Donnerstag, dass mit Unterstützung des Unternehmensberaters Roland Berger Abläufe und Organisation neu definiert würden. Ziel laut Kaufmann: Effizienzsteigerung, sparsame Verwaltung. Die Vulkan-Aschewolke im April hat den Flughafen im ersten Halbjahr 4 Millionen vom Gewinn gekostet.

 Aufsichtsrat
  Im Aufsichtsrat am Mittwoch fielen laut Kaufmann noch keine Beschlüsse zu den neuen Prozessabläufen. "Das ist Thema für Anfang 2011", wo es an die Umsetzung gehe. Abtäusche von Vorstandsagenden seien in Firmen normal. Noch sei nichts abgeschlossen. Deshalb wolle er jetzt keine Details nennen. Kolportiert wurde bisher, dass die Technik-Verantwortung aufgeteilt wird, auch über die Neuverteilung der Zuständigkeiten für Aviation/Non-Aviation und Finanzen wurde spekuliert.

   Ob er dabei sein wird im neuorganisierten Vorstand 2011? Kaufmann: "Mein Vertrag läuft bis September 2014. Den werde ich erfüllen", sagte der Vorstandssprecher zu den wiederkehrenden Spekulationen um einen vorzeitigen Abgang.

 Prölls Präferenz
  Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (V) hatte zuletzt wieder seine Präferenz für einen Zweier- anstelle des Dreiervorstands am Flughafen geäußert. Pröll hat zudem ultimativ verlangt, dass das Terminal Skylink bis 2012 fertig sein muss und er hat als einer der beiden 20-Prozent-Eigentümer der Airport-Führung die Rute ins Fenster gestellt.

   Dazu könne er, Kaufmann, nur sagen: "Unser Ziel ist es, dass es 2012 fertig wird. Wir sind gut unterwegs, sowohl im Kosten- als auch im Zeitplan." Natürlich seien wie bei jedem Bauvorhaben Risikovorsorgen gebildet. Ein Terminalbau in der raschlebigen Aviation-Wirtschaft sei ein komplexer Bau. "Und Skylink ganz besonders". In Wien-Schwechat wähle man eine völlig neue Konzeption (Abflugebenen, einziger Bau für Schengen und Nicht-Schengen-Flüge). Seit Projektstart 2004 seien viele neue Auflagen (Kontrolle, Sicherheit, Technik) dazu gekommen, man habe selber Konzepte geändert (etwa Shopping-Konzepte für spätere höhere Einnahmen). "Und natürlich sind auch Fehler passiert."

Fehler
  Den Fehlern gehe man nach, sagte Kaufmann. Es sei eine neue Projektleitung, Steuerung und Bauaufsicht installiert. Es sehe so aus, dass die neuen Teams dies im Griff hätten.

   Den Rechnungshof-Rohbericht über die Terminal-Baustelle Skylink hat der Flughafenvorstand eigenen Angaben nach noch nicht, um Stellung zu nehmen für den Endbericht. Dass zur Zeit eine Basis für Schadenersatzklagen geprüft wird, habe weniger mit dem Rechnungshof zu tun. "Wir überprüfen die Ursachen für die Probleme und Mängel, die es auf der Baustelle gegeben hat", sagte Kaufmann zur APA. In hohem Umfang seien die Mängel schon behoben. Man gehe jetzt technisch und juristisch den Ursachen nach. "Ist juristisch erhoben, dass Schäden zu Ersatzzahlungen führen müssen, werden wir die Forderung stellen. Heuer wird das glaube ich nicht mehr der Fall sein, wir arbeiten aber intensiv daran." Beklagt werden könnten bauausführende Firmen sowie Konsulenten.

   "Die Wiederaufnahme des Baus läuft sehr gut", sagte Kaufmann. "Wir können wirklich davon ausgehen, dass wir das 830-Millionen-Budget auch tatsächlich einhalten können. Natürlich ist es das Ziel, das zu unterschreiten."

Baukosten
  Kritik, die Baukosten würden mit einem "Buchungstrick" bei 830 Mio. Euro gehalten, indem darüber hinaus gehende Summen gesondert verbucht werden, wies Kaufmann zurück. "Das stimmt nicht, weil in allen früher angesetzten Kosten der gleiche Umfang auf 'Schnittstellenprojekte' entfallen ist, die andere Teile betreffen, wenngleich sie auch Skylink tangieren." Beispiel: Die Gepäcksortieranlage sei nie im "Skylink"-Kostenblock enthalten gewesen.

   Zur umstrittenen Bonus-Frage sagte Kaufmann, 2009 sei entschieden, da gebe es keinen Bonus, der Skylink betreffe. Es gebe keine Prämien im Vorhinein, sagte der Vorstand. Das werde entschieden, wenn der Neubau in Betrieb gehe. Bonuszahlungen für 2010 seien ein Thema erst im Frühjahr 2011. Und auch da sei Skylink noch nicht fertig.

   Der Flughafen geht bis zum Jahr 2020 jeweils von mehr als 5 Prozent Zuwachs bei den Passagierzahlen aus. "Das wären 30 Millionen Passagiere im Jahr 2020", rechnet der Manager. "Wir werden im Frühjahr 2012 an die Grenze der Kapazität kommen. Da wird Skylink gerade fertig."

   "Wir sind ein Unternehmen, das gesund aufgestellt ist", sagte Kaufmann. Der Airport von Wien habe selbst im Luftfahrt-Krisenjahr 2009 ein gutes positives Ergebnis gehabt. Der Nettogewinnzuwachs um 11,6 Prozent im ersten Halbjahr 2010 sei beträchtlich, ohne die Ertragsausfälle wegen der Aschewolke wäre der Gewinn bis Juni nicht auf 38, sondern auf mehr als 41 Millionen Euro gestiegen. Bisher liege man im Passagierwachstum doppelt über dem Europa-Schnitt. "Der August läuft auch sehr gut."
 

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