Keine Toten durch Anthrax-Heroin in Österreich

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Nach insgesamt 8 Todesfällen in Schottland und Deutschland durch Heroin, das mit Milzbrand-Sporen verseucht war, hat die AGES die heimischen Infektiologen auf diese erstmals überhaupt festgestellte Kontamination von Drogen mit Anthrax hingewiesen, die es bei der Diagnose in Betracht zu ziehen gilt. In Österreich sei bis jetzt kein Fall bekannt, in dem ein Heroin-Konsument an Milzbrand erkrankt sei, sagte Franz Allerbauer von der AGES .

Die Todesfälle nach Heroin-Injektionen sind im Dezember aufgetreten, in mehreren weiteren Fällen haben die Patienten auf die Therapie angesprochen. Auf welche Weise die Milzbrand-Erreger in das Heroin gelangt sind ist vorläufig ebenso wenig bekannt wie ein Zusammenhang zwischen den Fällen in Großbritannien und Deutschland. "Derzeit lässt sich eine gemeinsame Infektionsquelle für den Fall in Aachen und die Fälle in Schottland nicht ausschließen", heißt es beim Robert-Koch-Institut in Berlin, das auch darauf hinweist, dass derartige Fälle möglicherweise international auftreten könnten.

Allerbauer hält das Risiko für vergleichsweise gering. "Die Gefahr, dass sich ein Heroin-Abhängiger zum Beispiel mit Hepatitis infiziert, ist millionenfach höher", erklärte der Experte. Da Milzbrand nicht von Mensch zu Mensch übertragen werde, bestehe auch keine relevante Gefahr für Kontaktpersonen, weshalb die AGES auch davon abrät, präventiv Antibiotika zu nehmen. Denn deren Nebenwirkungen würden ein größeres Risiko darstellen, so der Mediziner.

Das BZÖ hingegen ortet eine große Gefahr nicht nur für die unmittelbaren Heroin-Konsumenten, sondern zum Beispiel auch für Exekutivbeamte und Rettungspersonal und meint, dass auch die ABC-Abwehrschule des Bundesheeres in erhöhter Bereitschaft sein müsse. In einer Aussendung kündigte das BZÖ eine Anfrage betreffend die "weitere Vorgangsweise" an Verteidigungsminister Darabos und an Innenministerin Fekter an, von der man auch wissen will, ob für Österreich Vorkehrungen getroffen wurden.

Milzbrand in Österreich zuletzt 2006 diagnostiziert

In Österreich ist in den vergangenen 20 Jahren kein einziger Milzbrand-Fall aufgetreten. Hierzulande wurde eine derartige Diagnose laut Allerberger zuletzt 2006 gestellt: Sie betraf einen Bauern aus Südtirol, der verendete Schafe selbst vergraben hatte. "Schafe brauchen Milzbrand-Sporen sozusagen nur anzuschauen und fallen tot um", erklärte der Experte, "der Mensch ist hingegen kein primärer Wirt".

Anfällig für Milzbrand sind bestimmte Arten wildlebender Tiere, etwa Nilpferde und Kamele. Sporen können sich lange halten. Vor 15 Jahren erkrankten 13 Mitarbeiter eines Unternehmens in der Schweiz, Ursache waren laut Allerberger aus Pakistan importierte Ziegenhaare, die zur Herstellung von Teppichböden verwendet wurden. Auch illegal eingeführte und damit nicht unbedingt desinfizierte Tierhäute, etwa als Bestandteil von Trommeln, kommen nach Angaben des Fachmanns als Infektionsquelle infrage.

Die Infektion mit Milzbrand-Sporen erfolgt auf drei Arten: Bakterien dringen über Verletzungen der Haut ein und verursachen den sogenannten Hautmilzbrand, die häufigste und harmloseste Variante, bei der eine Nekrose von der Größe einer Zwei-Euro-Münze entsteht.

Durch Einatmen der Sporen entsteht der sogenannte Lungenmilzbrand, eine blutige Entzündung zwischen den Lungenlappen im Bereich des Herzens mit einer Sterblichkeit von 50 %. Diese Form tritt weit seltener auf, ebenso der Darmmilzbrand, der durch orale Aufnahme der Sporen hervorgerufen wird und in armen Ländern bei Menschen entstehen kann, die an Milzbrand verendete Tiere essen.

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