Kindle und iPad wecken Hoffnung in Medienbranche

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Klassische E-Reader boomen, bleiben aber trotzdem ein Nischenprodukt. Tablet PCs - wie das Apple iPad - werden der Medienbranche zwar neue Chancen bieten, wohin die Reise geht, ist aber noch ziemlich ungewiss. Etwas Licht in die aktuellen Entwicklungen haben Experten bei einer Podiumsdiskussion des APA-IT-Forums in Wien gebracht.

"Apples iPad wird die Zeitungen nicht retten. Amazons Kindle sowieso nicht. Hoffen darf man trotzdem", zeigte sich Peter Krotky, Geschäftsführer und Chefredakteur von "Die Presse Digital", überzeugt. Er warnte vor einer "überzogenen Heilserwartung". Gefragt sei "eine nüchterne Analyse". Von den aktuellen E-Readern gab er sich nicht überzeugt, "weil das ausschaut wie Internet in den 90ern. Die werden ein Nischenprodukt bleiben", sagte Krotky.

"Der Kindle ist im Vergleich zum iPad nicht wirklich sexy. Aber auch beim iPad muss man die Verkaufszahlen abwarten. Fest steht, dass die Zeitungen da nicht so schlicht daherkommen wie jetzt bei den E-Readern", so der Chefredakteur. Auch die Frage, was der Konsument für entsprechende Angebote bezahlen soll, sei völlig offen: "Beim iPhone geht es ja vor allem um Paid Software und nicht um Paid Content." Würden am iPad vor allem Applikationen genutzt, sei das positiv für Bezahlinhalte, wenn hauptsächlich im Internet gesurft werde, dann eher negativ.

Ohne Stützung kein Massenprodukt

Die Mobilfunker könnten bei dieser Plattform eine wichtige Rolle spielen, weil sie wüssten, "wie man einen Massenmarkt macht", spielte Bernhard Wiesinger von Hutchison 3G Austria auf Gerätestützungen an. Aus dem Handybereich sei bekannt, dass Produkte, für die der Kunde mehr als 100 Euro auf den Tisch legen müsste, ein Nischenprodukt bleiben würden. Nicht umsonst gebe es das iPhone für wenige Euro.

In erster Linie werde ein Erfolg daher davon abhängen, ob Verleger, Plattform-Betreiber und Mobilfunk-Anbieter "in einer fairen Partnerschaft zusammenfinden". Ein funktionierendes Business-Modell "kann nur gemeinsam entwickelt werden", so Wiesinger. Den Erfolg dieser Geräteklasse sieht er in der Übertragung der Benutzerfreundlichkeit der neuen Smartphones auf ein größeres Format. Bisherige Tablets seien als abgespeckte Versionen aus dem PC-Bereich heraus entwickelt worden.

Der Experte fragt sich allerdings, was die Konsumenten dazu bewegen sollte, für Content zu bezahlen, wenn auf die Inhalte im Internet ohnehin gratis zugegriffen werden könnte. "Aber das Problem müssen die Verlage lösen", sagte der Hutchison-Manager. Wichtig sei, neue Funktionalitäten beim Zugriff auf Content zu ermöglichen - also nicht nur Abos anzubieten, sondern beispielsweise auch den Sportteil einer Lokalzeitung, der vielleicht am Wochenende nachgefragt wird.

Reine digitale Nachbildung ist zu wenig

Pures Portieren schaffe nicht den nötigen Mehrwert, um die Bezahlbereitschaft zu erhöhen. "Da geht es um Multimedia-Integration und Interaktion", ergänzte Clemens Schwaiger vom Beratungsunternehmen Arthur D. Little Österreich. Auch er sieht E-Reader als Nischenprodukt - trotz steigender Nachfrage. "Ein digitales Buch muss über die einfache digitale Nachbildung des klassischen Buches hinausgehen", glaubt Schwaiger.

Dennoch gewinne der Markt an Fahrt: "Die Kinderkrankheiten sind überwunden und die Dynamik wird heuer durch zahlreiche Neueinstiege - wie Barnes & Noble, Plastic Logic, LG oder eben Apple - noch zunehmen", so Schwaiger. Eine Gefahr sieht der Experte in der Distribution, wenn es eine starke Konzentration der Reader und Plattformen - also nur wenige dominante Anbieter - gebe.

Keine klaren Geschäftsmodelle für Zeitungen

Das prognostizierte Marktwachstum für E-Reader sei enorm und der Hype werde eher noch zunehmen. Allerdings gebe es noch keine klaren Geschäftsmodelle für Zeitungen, erklärte Günter Kaminger von der APA-IT. Der heimische Markt sei außerdem für internationale Anbieter eher klein und das Potenzial für Einzelanbieter beschränkt. Daher würden Kooperationen technische und wirtschaftliche Vorteile bieten. Gespräche über eine zentrale E-Reader-Plattform für aktuelle Medien seien im Laufen.

Wichtig sei jedenfalls ein stärkeres Branding, also die Marke der Zeitung auf den E-Reader zu transportieren. Außerdem werde daran gearbeitet, Werbung und Kleinanzeigen integrieren sowie Inhalte mehrmals täglich aktualisieren zu können. Besonders für Boulevard-Medien seien außerdem multimediale Fähigkeiten, wie sie etwa das iPad bieten soll, nützlich.

"Wer wirklich ausschließlich Bücher konsumieren will, wird sich einen E-Reader kaufen. Aber viele Benutzer wollen nur ein einziges Gerät benutzen, um zu lesen, Videos anzuschauen oder zu spielen. Und die werden auf Tablet PCs zurückgreifen", gab sich Nicolas Sorger von Microsoft Österreich überzeugt.

Die Technik von Kindle und Co. würde allerdings zeigen, wie Inhalte an die Endkunden geliefert werden. "Davon können wir alle lernen wie einfach so etwas funktioniert", so Sorger, der eine Annäherung von E-Readern und Tablet PCs prognostiziert. Er verwies auf den "always on"-Charakter des Kindle, der es ermögliche, "auch in Uruguay meine Zeitung abzurufen". Dadurch werde es den Kunden leicht gemacht, Inhalte zu konsumieren.

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