Presseclub Concordia feiert 150. Jubiläum

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Mit der Intention, "journalistische und literarische Freiheit zu ermöglichen", haben die Gründungsväter 1859 den Presseclub Concordia als Standesvertretung ins Leben gerufen. An diesem Grundsatz hat sich auch 150 Jahre später nichts geändert - "nur die Mittel und Aufgaben sind völlig andere als früher", sagt Ilse Brandner-Radinger, Generalsekretärin der Concordia.

Heute setzt sich der Presseclub unter anderem für entsprechende Rahmenbedingungen samt adäquater Bezahlung für Journalisten ein, kämpft für die längst überfällige Wiedereinführung des Presserats und "erhebt von Zeit zu Zeit seine Stimme, wenn Pressefreiheit in Gefahr ist". Am Donnerstag (5.11.) begeht der Presseclub sein 150-jähriges Jubiläum mit einem Festakt im Wiener Rathaus.

"Qualität im Journalismus" ist der Concordia ein Anliegen. Nach außen hin fördert der Presseclub dieses Ansinnen mit zahlreichen Veranstaltungen, die in den eigenen historischen Räumen in der Wiener Innenstadt abgehalten werden. Ein wichtiges Instrument im Bemühen um Pressefreiheit und Menschenwürde im Journalismus sind auch die renommierten Concordia-Journalistenpreise, mit denen jährlich jene Redakteure ausgezeichnet werden, die sich auf diesen Gebieten besonders hervorheben. Zuletzt gingen die Preise an ORF-Korrespondentin Cornelia Vospernik, die Autorinnen Mary Kreutzer und Corinna Milborn sowie an die Historikerin Erika Weinzierl.

740 Mitglieder

In den eigenen Reihen - der Club führt derzeit 740 Mitglieder - soll ein von jedem Anwärter unterschriebenes Gelöbnis die Unabhängigkeit, Unbestechlichkeit und Wahrung der Menschenrechte bei der Berichterstattung garantieren. Gelobt wird hier unter anderem, das Ansehen des Journalisten- und Schriftstellerstandes zu wahren, für die Achtung der Intimsphäre und gegen jede Diskriminierung einzutreten. Auch Beeinflussungsversuche durch Geschenk- und Vorteilsangebote müssen zurückgewiesen werden, dazu verpflichten sich die Mitglieder laut Brandner-Radinger. Verstöße werden geahndet, bis hin zum Ausschluss eines Mitglieds.

Voraussetzung für die Mitgliedschaft in dem auch international gut vernetzten Journalistenclub ist die hauptberufliche Beschäftigung als Redakteur oder die Veröffentlichung von mindestens einem Buch. Ob und inwiefern Anwärter auch journalistisch tätig sind, muss mit Arbeitsproben und in persönlichen Gesprächen dokumentiert werden. Wichtig ist das heutzutage laut Concordia-Generalsekretärin vor allem beim Online-Journalismus. "Aufgrund der publizistischen Vielfalt im Netz und der großen Fluktuation ist es hier auch schwieriger, Verfehlungen dingfest zu machen."

Grundsätzlich plädiert Brandner-Radinger für die Gleichstellung von Journalisten, egal ob diese ihre Artikel auf Papier oder elektronisch veröffentlichen. Zur aktuellen Debatte rund um den Tageszeitungs-Kollektivvertrag und die von der Gewerkschaft angeprangerte "Kollektivvertragsflucht" in einen Gewerbe-KV meint sie: "Am Contentjournalismus führt meines Erachtens kein Weg vorbei, das erfordert die Umwälzung in der Medienwelt. Es ist aber wichtig, entsprechende Rahmenbedingungen für Journalisten zu schaffen und sie ordentlich zu bezahlen. Es darf keine Ausbeutung stattfinden."

Die Journalistenvereinigung blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Sechs Jahre nach ihrer Gründung wurde sie von den Behörden im Jahr 1865 als Standesvertretung anerkannt und stand jahrelang - auch international - für Qualität und Verantwortung im Journalismus. Einen Gegner hatte die "Concordia" hingegen in Karl Kraus gefunden, der dem Journalistenclub mehrere hundert Seiten in seiner "Fackel" widmete, wo er seine Mitglieder als Lügner und Kollaborateure der ihm verhassten Zeitungen verunglimpfte.

Vorübergehendes Ende ab 1938

Ein vorübergehendes Ende fand die "Concordia" im Jahr 1938. Sie hatte damals 320 Mitglieder, 243 von ihnen waren Juden - für die Nationalsozialisten Grund genug, den Verein umgehend aufzulösen. Nach dem Krieg wurde der Presseclub im Jahr 1946 neu gegründet, die Statuten, Ziele und der Zweck des Vereins blieben weitgehend unverändert. 1958 bezog die Vereinigung ihr heutiges Domizil in der Bankgasse Nummer 8 in unmittelbarer Nähe zum Wiener Burgtheater. Als Teil einer Wiedergutmachung wurde das Gebäude von der Bundesregierung renoviert - goldene Lettern zieren bis heute die Aufschrift über der Einfahrt "Concordia Haus".

Und bis heute finden in diesen Räumen zahlreiche Veranstaltungen und Pressekonferenzen statt. Ein "Ort für Begegnung und Austausch" will die Concordia nach Eigendefinition sein. Im Lauf der Jahre wurde sie etwa Schauplatz der überraschenden Rücktrittspressekonferenz von Bundeskanzler Franz Vranitzky im Jänner 1997. Legendär war auch jene Pressekonferenz, in der Günther Nenning, Freda Meissner-Blau und Othmar Karas als verkleidete Tiere ihren Protest gegen das Kraftwerk Hainburg deutlich machten.

Bekannt ist die Concordia auch für ihren jährlichen Ball, bei dem die Journalistenvereinigung seit 1863 zum gesellschaftlichen Stelldichein lädt. Am Donnerstagabend findet sich das Who-is-Who aus Medien, Politik und Kultur im Wiener Rathaus ein, wo bei einer festlichen Gala unter Anwesenheit von Bundespräsident Heinz Fischer und Bürgermeister Michael Häupl der 150. Geburtstag des Presseclubs begangen wird.

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