Spar-Paket

Niki Laudas Kampf gegen das Budget

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Ein Mann begehrt auf. Niki Lauda rechnet mit Österreichs Regierung ab.

Egal, was sich die Regierung bei ihrem Sparpaket gedacht haben mag – dass sich diese Österreichs erfolgreichen Airliner so richtig zum Feind machen könnte, damit haben Werner Faymann (SPÖ) und Josef Pröll (ÖVP) wohl nicht gerechnet. Tatsächlich dreht Lauda im ÖSTERREICH-Interview auf. Und das sind die Kernpunkte des Sparpakets der Bundesregierung, die den dreifachen Formel-1-Champion in Rage bringen:

Flugticket-Steuer
Je nach Flugstrecke werden ab April 2011 zwischen 8 und 35 Euro Ticketabgabe kassiert. Für Lauda schlicht wirtschaftsfeindlich. Er überlegt jetzt sogar, Charterflüge von Bratislava aus zu starten.

Bankenabgabe, teureres Benzin
Die Regierung hat Steuererhöhungen für Banken – aber auch für Autofahrer beschlossen. So steigt die Mineralölsteuer um 4 bzw. (für Diesel) um 5 Cent pro Liter. Lauda zu den Steuererhöhungen generell: „Die Regierung schafft es nicht zu sparen, und die Bürger müssen die Strafe zahlen.“

Weniger Geld für Familien und Pflegebedürftige
Rund 230 Millionen Euro bekommen die Familien 2011 weniger. Die 13. Familienbeihilfe wird auf 100 Euro zusammengekürzt – und für Kleinkinder überhaupt gestrichen. Studenten bekommen die Familienbeihilfe nur noch bis zum 24. Lebensjahr. Auch Pflegefälle haben es bald schwerer: Die Zugangshürden zu den Pflegestufen 1 und 2 werden angehoben.

115 Millionen für Beamte
Gleichzeitig erregt Lauda das Gehaltsplus für die Beamten. Das die angesichts der Budgetnöte eine 115 Millionen Euro teure Gehaltserhöhung erhielten – das treibt dem Airliner erst so richtig die Zornesröte ins Gesicht. Seine durchaus als Drohung gemeinte düstere Prophezeiung an Faymann und Co.: „Die Österreicher sind nachtragend und vergessen das nicht. Und ich wünsche der Regierung viel Glück bei den nächsten Wahlen.“

Niki Lauda über seinen Frust

ÖSTERREICH: Herr Lauda, seit die Regierung letztes Wochenende das Budget beschlossen hat, haben Sie sich ziemlich ärgern müssen?
Niki Lauda: Allerdings. Ich verstehe die Welt nicht mehr. So am Boden zerstört über die österreichische Politik war ich überhaupt noch nie. Weil diese unsägliche rot-schwarze Koalition den Staatshaushalt nicht ins Lot kriegt, zieht sie jetzt den Bürgern das Geld aus der Tasche. Die Regierung schafft es nicht zu sparen, und die Bürger müssen die Strafe zahlen. Nehmen Sie zum Beispiel die neue Flugsteuer, die mich naturgemäß besonders ärgert. Das ist ein unsozialer Wahnsinn!
ÖSTERREICH: Inwiefern?
Lauda: Indem es genau diejenigen am meisten trifft, die weniger verdienen. Die können es sich dann nicht mehr leisten, einmal im Jahr auf Urlaub zu fliegen. Wo bleibt da die soziale Gerechtigkeit? Ich dachte immer, die wäre dem Herrn Faymann ein Anliegen.
ÖSTERREICH: Als Airliner werden Sie eine neue Belastung der Luftfahrtindustrie sowieso nicht begrüßen ...
Lauda: Natürlich nicht. Und erst recht nicht, wenn das Ganze so undurchdacht ist, meine Airline NIKI gegenüber der AUA benachteiligt und – was mich noch mehr aufregt – auf Kosten der Österreicher geht, da nämlich die Umsteigepassagiere von der Abgabe ausgenommen sind. Wenn ein Russe über Wien nach New York fliegt, zahlt er nichts. Das ist überdies ein Vorteil für die AUA, weil die viel mehr Transferpassagiere in Wien als ex Wien hat.
ÖSTERREICH: Was hätten denn die Österreicher von der Einbeziehung der Umsteiger?
Lauda: Allein von der AUA würden über die Umsteiger rund 10 Mio. Euro mehr fürs Budget reinkommen – die könnte man bei Österreichern, die nach Ägypten auf Urlaub fliegen und jetzt 20 Euro mehr zahlen sollen, wieder abziehen. Würde die Gesamtsumme der Ticketsteuer auf 60 Mio. Euro eingefroren, könnte man die Sache für Ferien-Flieger aus Österreich auf diese Weise entschärfen. Auch Frachtflüge, die man leicht in Passagiere umrechnen kann, sollten einbezogen werden. Aber unsere Politiker haben einfach, ohne nachzudenken, von den Deutschen abgeschrieben. Komplett absurd, ich verstehe nicht, wie einem so was einfallen kann.
ÖSTERREICH: Gefährdet diese Abgabe die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Österreich?
Lauda: Allerdings. Das ist das Gegenteil von guter Wirtschafts- und Standortpolitik. Ich überlege mir ernsthaft, ob ich mit den Charterflügen von NIKI nach Bratislava gehe, wo die Gebühr nicht anfällt.
ÖSTERREICH: Geht das denn so einfach?
Lauda: Natürlich. Da kriege ich sofort eine Genehmigung, dann stellen wir einen Bus zur Verfügung, der die Passagiere dorthin bringt. Bratislava ist eine halbe Stunde entfernt, das ist keine Sache. Für Linienflüge kann ich das nicht machen, beim Charter schon.
ÖSTERREICH: Die Politik vergrault also österreichische Unternehmer?
Lauda: Ja, so weit wird es noch kommen. Die Wirtschaftspolitik der ÖVP verstehe ich nicht. Denen spreche ich inzwischen jegliche Wirtschaftskompetenz ab. Die Ticketabgabe trifft ja nicht nur Airlines und Passagiere, sondern zieht massiv Wertschöpfung aus Österreich ab, indem der Incoming- und Outgoing-Tourismus empfindliche Einbußen erleiden wird. Und das in einem Tourismusland wie Österreich. Wer versteht das?
ÖSTERREICH: Was ärgert Sie noch am neuen Budget?
Lauda: Das ist doch ganz einfach. Wenn ich eine Firma namens Staat habe und die zu viel kostet und Verluste macht – dann muss ich halt sparen, und zwar bei mir selber. Und kann zum Beispiel nicht auch noch ein paar Tage, nachdem ich ein solches Budget präsentiert habe, den Beamten die Löhne für insgesamt 115 Mio. Euro erhöhen. Natürlich sollen die eine Inflationsabgeltung bekommen, aber wie gesagt: Das passt doch alles nicht zusammen. Es geht nur noch darum, dass jeder seine Pfründe verteidigt und die Mehrkosten auf die Bürger abgewälzt werden. Und die Herren Pröll und Faymann stellen sich noch hin und präsentieren das als Erfolg.
ÖSTERREICH: Ihr Fazit aus dem Polit-Frust?
Lauda: Ich sage nur: So leicht lassen sich die Menschen nicht für dumm verkaufen. Die Österreicher sind nachtragend und vergessen das nicht. Und ich wünsche der Regierung viel Glück bei den nächsten Wahlen.

Interview: Angela Sellner

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