Kakaopreis

Schoko-Hersteller beklagen hohe Rohstoff-Kosten

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Kakaopreis im Juli auf Vier-Jahres-Hoch - Österreicher verdrückten voriges Jahr 21 Mio. Kilo Schokolade.

Für Schokoladenfabrikanten sind Zickzack-Kurse an den Rohstoffmärkten wie ranzige Milch: Sie verderben ihnen den Appetit. So gesehen durchlebt die Branche schwierige Zeiten. Denn die Preise für Kakao, Haselnüsse und Mandeln sind einem ständigen Auf und Ab unterworfen, was die Planbarkeit von Geschäften erschwert.

Derzeit zeigt die Tendenz nach oben: Der Kakaopreis kletterte im Juli auf ein Vier-Jahres-Hoch, im August sank er nur leicht. Ein "massiver Preisanstieg" sei das gewesen, die Kurse blieben zudem sehr volatil, moniert beispielsweise die Schokoladenfirma Lindt Sprüngli.

Die Schweizer haben bereits hinter sich, was andere Wettbewerber wohl noch vor sich haben: Preisanhebungen beim Endprodukt. Man habe 2015 "punktuelle Preisanpassungen auf selektierte Produkte" vorgenommen, sagt eine Lindt-Sprecherin. Mit effizienteren Arbeitsabläufen und einer erhöhten Produktion gelinge es aber immerhin "teilweise, die Preiserhöhungen an den Rohstoffmärkten zu verkraften".

Die Österreicher haben voriges Jahr 21,2 Millionen Kilogramm Schokolade verdrückt. Der Gesamtmarkt für Tafelschokolade stieg um 3,5 Prozent auf 176 Mio. Euro. Nummer 1 am Markt ist Milka (45 Prozent), dahinter folgten weit abgeschlagen Lindt (8,9 Prozent) und Ritter Sport (7,7 Prozent).

Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) verpackt das sensible Thema teurerer Schokolade diplomatisch: "Die stark gestiegenen Rohstoffpreise, Energie- und Logistikkosten sowie Löhne können zu Preissteigerungen führen, die tendenziell an den Verbraucher weitergegeben werden müssen." Aber darüber entscheide nun mal der Wettbewerb, sagt BDSI-Geschäftsführer Torben Erbrath. Milka-Inhaber Mondelez sowie Wettbewerber Nestle wollen sich auf die Frage nicht äußern, ob der Verbraucher alsbald mit höheren Supermarktpreisen für Schokoriegel rechnen müssen.

Unlängst hatte Ritter-Sport-Chef Andreas Ronken der "Stuttgarter Zeitung" sein Leid geklagt. Gefragt, ob die Kunden etwa angesichts niedriger Milch- und Zuckerpreise auf eine Preissenkung hoffen dürfen, antwortete der Manager: "Davon kann leider keine Rede sein." Milch und Zucker spielten nur eine untergeordnete Rolle, wichtiger seien Kakao und Haselnüsse. Der Preis für die Nüsse sei zuletzt "explodiert" und habe zu Mehrkosten von bis zu 30 Mio. Euro geführt. Auch wenn es Ronken nicht explizit sagte, sondern nur andeutete: Der Preis im Supermarktregal dürfte auf lange Sicht eher nach oben gehen.

Agrar-Rohstoffe sind an den Weltmärkten schon seit jeher großen Schwankungen unterworfen. Das Angebot hängt von der Ernte ab, die Erträge sind wegen Dürren oder Unwetter schlecht planbar - und der Klimawandel wird solche Schwankungen wohl noch verstärken. Die Firmen können sich zwar mit Zertifikaten auf einen gewissen Preis absichern, solche Absicherungen wiederum sind aber relativ teuer. Kurzum: Der schwankende Preis an den Rohstoffbörsen hat rasch Auswirkungen auf die Konten der Schokofirmen. Dies ist für die Unternehmen insofern misslich, da ihre Verträge mit dem Einzelhandel eher langfristig gelten. Soll heißen: Höhere Einkaufspreise für Kakao können die Firmen nicht direkt an den Endkunden weiterreichen.

Um die Abhängigkeit vom Börsenpreis zu reduzieren, setzt Ritter Sport nun auf den Bau einer eigenen Kakaoplantage in Nicaragua. Mit 1.500 Hektar ist die Anlage geradezu riesig - im Gegensatz zu den meisten anderen Kakaoplantagen. 2017 soll erstmals geerntet werden. Vom kommenden Jahrzehnt an sollen die Erträge so hoch sein, dass etwa ein Drittel des Firmenbedarfs an Kakao gedeckt werden kann. Der Schritt von Ritter Sport ist ungewöhnlich, haben doch viele Wettbewerber eine ganz andere Auffassung. Branchenriese Nestle etwa sagt, man betreibe "grundsätzlich keine kommerziellen Plantagen".

Nach Auffassung der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) macht die Investition im fernen Zentralamerika allerdings Sinn, auch andere Mittelständler hätten sich ähnlich entschieden. "Trotz hoher Kosten können sich die Firmen dadurch unabhängiger vom volatilen Weltmarkt machen", sagt BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff.

   Andere Firmen wie Lindt setzen zwar nicht auf eigenen Anbau, verstärkten in den vergangenen Jahren aber ihre Ausgaben in den Produktionsländern - Bauern in Ghana werden beispielsweise beraten, wie sie den Ertrag steigern und Pilzbefall verhindern können. Die Branche müsse schließlich gewährleisten, dass die steigende Nachfrage nach Kakao gedeckt werden könne, sagt die Lindt-Sprecherin.
 

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