Fischer & Co.

Telekom: Anklage 
gegen Ex-Bosse

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10 Jahre Haft droht den Ex-Vorständen aufgrund des Vorwurfs der Kursmanipulation.

Paukenschlag in der Telekom-Affäre: Die Staatsanwaltschaft Wien erhob am Mittwoch Anklage gegen die drei früheren Vorstände Heinz Sundt, Rudolf Fischer und Stefano Colombo. Ihnen wird vorgeworfen, mithilfe des Bankers Johann Wanovits den Kurs der Telekom-Aktie manipuliert und sich dadurch fette Bonuszahlungen gesichert zu haben. Banker Wanovits sowie der frühere Leiter des Geschäftskundenbereichs bei der Telekom Josef Trimmel sind ebenfalls angeklagt.

Vorwurf der Untreue und 10,63 Mio. Euro Schaden
Es besteht der Verdacht auf Untreue, den Angeklagten drohen bis zu 10 Jahre Haft. Für alle gilt die Unschuldsvermutung. Den Gesamtschaden beziffert die Staatsanwaltschaft auf 10,63 Mio. Euro.

Damit liegt jetzt die erste Anklage in der Telekom-Causa vor. In der Kursmanipulations-Affäre geht es um ein Optionsprogramm für knapp 100 Telekom-Manager, darunter die Vorstände. Die Ausschüttung von Boni in der Gesamthöhe von rund 9 Mio. Euro war an das Erreichen eines bestimmten Kurses der Telekom-Aktie Ende Februar 2004 geknüpft.

Weil die Aktie um einiges unter der Zielgröße dahin dümpelte, sollen die Ex-Telekom-Bosse einen Weg ersonnen haben, den Kurs zu „stimulieren“ – indem sie Banker Wanovits mit Aktienkäufen beauftragten. Just zum Stichtag sprang der Kurs über die Marke, das Bonusprogramm wurde ausgezahlt. Banker Wanovits soll von der Telekom eine Provision von über 1,5 Mio. Euro erhalten haben, abgewickelt teils über den Lobbyisten Peter Hochegger.

Zweifel, dass alles mit rechten Dingen zugegangen war, kamen bald auf. Die Finanzmarktaufsicht prüfte, konnte damals aber nichts Belastendes finden.

Aktienkurs stieg und brachte Managern Millionen-Boni
Wieder ins Rollen kam die Sache durch Aussagen im Zuge der Telekom-Ermittlungen, nicht zuletzt des Kronzeugen und Ex-Vorstands Gernot Schieszler.

Der frühere Telekom-Boss Sundt werde vor allem von seinem Ex-Kollegen Fischer belastet, heißt es. Sundts Anwalt Martin Nemec zu ÖSTERREICH: „Der Vorwurf, mein Mandant hätte von künstlichen Kursmanipulationen etwas gewusst, ist falsch.“ Die Beschuldigten haben 14 Tage Zeit, Einspruch gegen die Anklage zu erheben.

Rasinger: »War trottelhafte Idee«
ÖSTERREICH:
Müssen sich die Ex-Telekom-Chefs nach den harten Urteilen im Birnbacher-Prozess auch vor hohen Haftstrafen fürchten?
Wilhelm Rasinger:
Die beiden Sachen kann man nicht vergleichen. Die Kärntner Causa war um einiges einfacher, da war viel schon mit Hausverstand zu verstehen. Der Kärntner Richter war hart, aber fair. Die Telekom-Affäre ist komplexer, da geht es um sehr komplizierte Kapitalmarkttransaktionen.

ÖSTERREICH: Der Schaden soll bei über 10 Mio. liegen.
Rasinger:
Zu klären ist, wer überhaupt der Geschädigte ist. Die Telekom? Die beteiligten Investmentbanken? In jedem Fall ist es wichtig, dass jetzt einmal Klarheit in die Sache gebracht wird. Nicht zu vergessen: Eine Anklage ist noch keine Verurteilung.

ÖSTERREICH: Was halten Sie generell davon, dass Managerboni an den Aktienkurs geknüpft werden?
Rasinger:
Dieses Optionsprogramm der Telekom war eine trottelhafte Idee. Man müsste auch die zur Verantwortung ziehen, die das abgesegnet haben, also den Aufsichtsrat. Wer so etwas einführt, darf sich nicht wundern, sollten dann schiefe Dinge passieren. Nach dem Motto: Gelegenheit macht Diebe.

 

 

Telekom-Chef Fischer im U-Ausschuss BILDER

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