Seitens der Wirtschaftspolitik

EZB-Direktor fordert mehr Unterstützung

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Um aus der Situation der extremen Niedrigzinsen in der Eurozone herauszukommen.

EZB-Direktor Benoit Coeure fordert mehr Unterstützung seitens der Wirtschaftspolitik, um aus der Situation der extremen Niedrigzinsen in der Eurozone herauszukommen. Ansonsten könnten die Sätze weiter tief bleiben, sagte Coeure am Samstag auf einer Konferenz der US-Notenbank Fed in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming.

Die Schritte der Europäischen Zentralbank (EZB) trugen Coeure zufolge zwar dazu bei, die Wirtschaft im Währungsraum zu stabilisieren. "Aber sie wurden unter der Annahme gemacht, dass die niedrigen Realzinsen nur vorübergehend bestehen, weil andere Politikbereiche in ihrem Verantwortungsfeld handeln." Finanzminister Wolfgang Schäuble warnte unterdessen vor negativen Folgen für die Altersvorsorge.

Wirtschaftsreformen zu zögerlich

Bisher seien die Wirtschaftsreformen der europäischen Regierungen viel zu zögerlich ausgefallen, sagte Coeure auf der Konferenz. "Eine Serie von halbgaren und halbherzigen Strukturreformen. (...) Das sorgt nicht für Unterstützung bei den Inflationserwartungen," kritisierte der Notenbanker.

Um die aus ihrer Sicht viel zu schwache Preisentwicklung in der Eurozone anzuheizen hat die EZB die Leitzinsen mittlerweile auf das Rekordtief von null Prozent gesenkt. Banken müssen zudem seit 2014 Strafzinsen zahlen, wenn sie bei der EZB über Nacht Geld horten. Über ein großangelegtes Wertpapier-Kaufprogramm pumpen die Euro-Wächter überdies Monat für Monat rund 80 Milliarden Euro in das Finanzsystem. Geldhäuser sollen so dazu gebracht werden, mehr Kredite an Firmen und Haushalte auszureichen, statt in Anleihen zu investieren. Doch bisher sind bei der Inflation die Erfolge dieser unkonventionellen Maßnahmen eher mager: Mit einer Teuerung von lediglich 0,2 Prozent im Juli liegt das EZB-Ziel einer Inflation von knapp zwei Prozent weit entfernt.

Geldpolitik hochumstritten

In Deutschland ist die ultralockere Geldpolitik der Notenbank hochumstritten. Banken kritisieren, dass es ihnen wegen der tiefen Zinsen zusehends schwer fällt, im angestammten Kreditgeschäft auskömmliche Margen zu erzielen. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble sieht Gefahren für die Alterssicherung. "Auf Dauer sind die Folgen von Niedrigzinsen oder gar negativen Zinsen schädlich - etwa bei der Vorsorge fürs Alter", sagte Schäuble der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Lebensversicherer beklagen schon seit längerem, dass die den Kunden zugesagten Renditeversprechen immer schwerer einzulösen sind.

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