Wegen Streik

Lufthansa stellt Betrieb drei Tage lang ein

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Piloten der AUA-Mutter haben einen dreitägigen Streik angekündigt.

Wegen eines Streiks ihrer Piloten stellt die AUA-Mutter Lufthansa den Flugbetrieb ab Mittwoch für drei Tage nahezu ein. Als Reaktion auf die Arbeitskampfdrohung von rund 5.400 Flugzeugführern habe das Unternehmen von Mittwoch bis Freitag insgesamt 3.800 Verbindungen gestrichen, teilte Lufthansa am Montag in Frankfurt mit.

Lediglich rund 500 Flüge könnten in dem Zeitraum mit Jets der Konzerngesellschaften Eurowings, Lufthansa CityLine und Air Dolomiti angeboten werden, bei denen die Piloten nicht streiken. Betroffen seien rund 425.000 Fluggäste, denen umfangreiche Umbuchungsmöglichkeiten angeboten werden sollten.

Es handelt sich um einen der größten Ausstände in der Geschichte der Lufthansa. Europas größte Fluggesellschaft rechnet mit einem Ergebnisschaden in zweistelliger Millionenhöhe. Auch 23 von 31 geplanten Frachtflügen der Lufthansa Cargo seien bereits abgesagt, hieß es vom Unternehmen. 2010 hatten die Piloten schon einmal mit einem vier Tage langen Streik gedroht, diesen aber nach einem Tag abgebrochen.

Umfangreiche Umbuchungen
Lufthansa bietet ihren Gästen umfangreiche Umbuchungen an. So sollen auch die ausländischen Konzernmarken Austrian Airlines (AUA), Swiss und Brussels Airlines mit größeren Jets nach Deutschland fliegen, sofern sie zur Verfügung stehen. Für innerdeutsche Verbindungen werden die Fluggäste auf die Bahn verwiesen. Die Passagiere werden zudem gebeten, sich im Internet zu informieren.

Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens bezeichnete es als schwer nachvollziehbar, dass die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) beim gegenwärtigen Verhandlungsstand zu einem dreitägigen Vollstreik aufrufe. "Wir haben sowohl für eine verbesserte Vergütung als auch für eine künftige Regelung zum vorzeitigen Ausscheiden aus dem Flugdienst gute Angebote gemacht", sagte Volkens laut einer Mitteilung.

Die Absagen betreffen Lufthansa-Flüge bis inklusive Samstag. Bereits für Dienstag sind erste Flüge nach Nordamerika gestrichen. In der vergangenen Woche hatte Lufthansa beim weit kürzeren Warnstreik des Flughafenpersonals rund 600 Verbindungen gestrichen.

Lufthansa bedient nach eigenen Angaben täglich rund 1.800 Verbindungen. Darin sind allerdings auch Flüge von Eurowings, Lufthansa CityLine und Air Dolomiti enthalten, die nicht bestreikt werden.

Cockpit hatte in der vergangenen Woche einen dreitägigen Vollstreik von diesem Mittwoch bis Freitag angekündigt. Betroffen sind die Gesellschaften Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings.

Bei vorangegangenen Streiks hatte die Airline mit ihren Ersatzflugplänen das Ziel verfolgt, nach Streikende den Normalbetrieb möglichst schnell wieder zu erreichen. Dafür ist es wichtig, dass sich Maschinen und Crews zum Streikende an den Plätzen befinden, an denen sie auch planmäßig zu sein hätten. Das könnte diese Mal schwieriger werden, wenn Piloten noch ihre Maschinen nach Deutschland fliegen und dort die Drehkreuze Frankfurt und München volllaufen.

Einseitig gekündigte Übergangspensionen sind Streitpunkt
Knackpunkt und Streikanlass sind die von Lufthansa einseitig gekündigten Übergangspensionen, die den Piloten bisher ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf ermöglicht hatten. In einer Urabstimmung hatten die rund 5.400 Piloten zu 99,1 Prozent für einen Arbeitskampf zu diesem Thema gestimmt. Offen ist zudem der Tarifvertrag zu den Gehältern, bei dem die VC ein Plus von knapp 10 Prozent verlangt.

Am Sonntag gab es nach Angaben beider Seiten noch einen letzten Versuch, mit Verhandlungen den Streik zu stoppen. Lufthansa habe ihren Vorschlag noch einmal erläutert, aber nicht verbessert, sagte VC-Tarifexpertin Ilona Ritter der Nachrichtenagentur dpa: "Wir hatten nichts missverstanden. Lufthansa will die bisherigen Regelungen verschlechtern und zudem eine Generationenteilung." VC verlange aber eine einheitliche Regelung, die auch für die jüngeren Kollegen gelten müsse. Dafür habe man eine Deckelung der Kosten angeboten, worauf Lufthansa aber nicht eingegangen sei.

"Wir wollten bewusst noch einmal eine Chance einräumen, die jeweils andere Seite besser zu verstehen", erklärte ein Lufthansa-Sprecher. Man bedauere sehr, dass die Chance nicht genutzt worden sei, zumal sich für die heutigen Angestellten kaum etwas an der Altersversorgung geändert hätte. Man bleibe aber weiterhin jederzeit gesprächsbereit. Die Flugausfälle ließen sich aber nicht mehr vermeiden, weil die Pläne nicht beliebig rauf und runter gefahren werden könnten. Lufthansa habe sich entschieden, die Auswirkungen des Streiks für die Kunden zu einem akzeptablen Zeitpunkt möglichst berechenbar zu halten. Andernfalls drohe ein Chaos.

Der Flughafenverband ADV kritisierte das Vorgehen der VC: "Die deutschen Flughäfen erwarten von der Vereinigung Cockpit die Einhaltung einer fairen Streikkultur. Der angekündigte Streik sprengt alle Dimensionen - vom Zeitpunkt zu Beginn der Osterferien in einigen Bundesländern bis zum Umfang von mehreren Tagen", erklärte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel in Berlin.
 

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