"Marktspekulation"

Niki und TUIfly: gemeinsame Ferienfluggesellschaft

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 AUA-Mutter Lufthansa soll 40 Air-Berlin-Maschinen übernehmen.

Bei der kriselnden Fluggesellschaft Air Berlin bleibt wohl kein Stein auf dem anderen. Davon betroffen ist auch die österreichische Tochter Niki. Zum einen soll die AUA-Mutter Lufthansa rund 40 Air-Berlin-Maschinen samt Besatzung übernehmen. Zum anderen soll Niki zusammen mit 14 TUIfly-Maschinen, die bisher für Air Berlin unterwegs sind, eine neue, gemeinsame Ferienfluggesellschaft bilden.

Der Lufthansa-Aufsichtsrat soll der Übernahme der Maschinen und Belegschaft am Mittwoch zustimmen, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Montag aus dem Umfeld der Verhandlungen. Ende der Woche soll der weitere Deal mit der TUI-Fluglinie TUIfly folgen.

Weder Air Berlin noch Niki äußerten sich zu den Gerüchten, über die die "Süddeutsche Zeitung" (Montag) als Erstes berichtete. "Wir kommentieren Marktspekulationen nicht", sagte Niki-Sprecherin Marlene Platzer zur APA.

Die Verhandlungen für Air Berlin führt dem Vernehmen nach die arabische Fluglinie Etihad, die mit einem Anteil von 29,2 Prozent die größte Aktionärin der zweitgrößten deutschen Fluglinie ist. Sie hält das Unternehmen seit Jahren mit Geldspritzen in der Luft.

Die Pilotengewerkschaft "Vereinigung Cockpit" (VC) mahnte mehr Transparenz an. Die Kollegen bei Air Berlin und dem möglichen Kooperationspartner TUIfly seien verunsichert über die Zukunft ihrer Jobs, sagte VC-Sprecher Markus Wahl am Montag. "Wir brauchen zügig verlässliche Informationen." Das gelte auch für die Piloten der rund 40 Maschinen, die an die Lufthansa-Tochter Eurowings vermietet werden sollen.

TUIfly-Aufsichtsratschef Henrik Homann und Geschäftsführer Jochen Büntgen hatten am Freitag in einem Brief an die Belegschaft bestätigt, dass TUIfly "angesichts der wirtschaftlich schwierigen Situation der Air Berlin" immer wieder mit dem Unternehmen selbst und Partnern im Gespräch sei und mögliche Kooperationen auslote. Schließlich müssten sie die wirtschaftlichen Interessen ihres Unternehmens mit insgesamt 41 Flugzeugen wahren.

Auch die Belegschaft der TUIFly reagiert mit zunehmender Verunsicherung auf Spekulationen über mögliche betriebliche Veränderungen. "Die Kollegen sind sehr verunsichert, die Stimmung ist explosiv", sagte der TUI-Konzernbetriebsratsvorsitzende Frank Jakobi der Deutschen Presse-Agentur. "Wir erwarten eine schnellstmögliche Klärung der Situation", so Jakobi.

TUIfly, eine Tochter des Reisekonzerns TUI, unterhält 41 Flugzeuge. Davon sind 14 Mittelstreckenjets des Typs Boeing 737 derzeit samt Personal noch für Air Berlin im Einsatz, die selbst inzwischen auf Airbus-Flugzeuge setzt. Der Vertrag läuft bis 2019 und verlängert sich für weitere zehn Jahre , wenn er nicht gekündigt wird.

Air Berlin wurde von dem ehemaligen Flugkapitän Kim Lundgren im US-Bundesstaat Oregon gegründet, denn während der deutschen Teilung durften nur Jets der Alliierten Berlin ansteuern. Nach dem Mauerfall stieg Joachim Hunold 1991 in das Unternehmen ein und rief die deutsche "Air Berlin GmbH & Co. Luftverkehrs KG" ins Leben. Mehrere andere Privatleute beteiligten sich. Seit Anfang 2006 ist Air Berlin eine Kapitalgesellschaft britischen Rechts. Im Mai 2006 ging das Unternehmen an die Börse. Im Streben um Wachstum übernahm die Fluglinie die dba und LTU, auch die österreichische Niki und die Schweizer Fluglinie Belair kamen dazu.

Air Berlin ist im Jahr 2004 zu 24,9 Prozent bei der österreichischen Fluggesellschaft Niki eingestiegen. Im Jahr 2010 erfolgte die Erhöhung der Beteiligung auf 49,9 Prozent, 2011 übernahmen die Deutschen auch noch die restlichen 50,1 Prozent von Niki Lauda. Der frühere Formel-1-Star hatte im November 2003 die Österreich-Tochter der damals in Konkurs gegangenen deutschen Gesellschaft Aero Lloyd übernommen und daraus die Niki Luftfahrt GmbH als neuen Billigfluganbieter am österreichischen Markt gegründet.

Wirtschaftlich steckte das Unternehmen seit dem Börsengang meist in den roten Zahlen, zuletzt flog Air Berlin 2015 einen Rekordverlust von 446,6 Mio. Euro ein.

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