96 Jahre

Ökonom Kurt Rothschild verstorben

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Mit seinem Arbeit über Lohntheorie wurde er weltweit bekannt.

Kurt W. Rothschild gilt als einer der wichtigsten österreichischen Ökonomen der Nachkriegszeit und wurde durch seine Arbeiten im Bereich der Lohntheorie Mitte der 1950er Jahre weltbekannt. "Rothschild hat mir international die Türen geöffnet", so Wifo-Chef Karl Aiginger. Rothschild verstarb vergangene Woche im 97. Lebensjahr. Bis vor kurzem veröffentlichte Rothschild noch wissenschaftliche Artikel, unter anderem in internationalen Top-Journalen. Er war weltweit bekannt und in Europa in der Topliga, so der Wifo-Chef.

Wifo
Rothschild wurde 1914 in Wien geboren und studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien. In der Nazi-Zeit musste er aufgrund seiner jüdischen Herkunft nach Großbritannien fliehen und absolvierte dort einen Master in "Ökonomie und politischer Philosophie". Er wurde zu einem "echten Keynesianer", so Aiginger. Mit einem Empfehlungsschreiben des liberalen österreichischen Ökonomen Friedrich August von Hayek, der in Großbritannien lehrte, erhielt Rothschild 1947 eine Stelle am Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) in Wien. Dem Wifo blieb er neben seiner Tätigkeit als Professor an der Universität Linz für 63 Jahre treu.

Er wollte die herrschende Lehre verbessern, war aber nie dogmatisch und immer objektiv, streut ihm Aiginger Rosen. In der Wirtschaftstheorie beschäftigte sich Rothschild unter anderem mit Machtausübung und erforschte Oligopole, ein Zustand bei dem es nur wenige große Käufer oder Verkäufer am Markt gibt. In den 1950er und 1960er Jahren war Rotschild "technisch Spitzenklasse" und publizierte als einziger Österreicher in internationalen Top-Journalen, sogenannten "A-Journals", erinnert sich Aiginger.

Zentrale Arbeiten
Rothschild verfasste weiters zentrale Arbeiten über Verteilung und Arbeitsmarkt, so der Wifo-Chef. Zwei Aspekte seines Wirkens seien noch bedeutender als seine Einzelpublikationen: Es sei ihm wichtiger gewesen, echte Probleme zu sehen und auf sie aufmerksam zu machen, als in abstrakten Modellen an der Wirklichkeit vorbei zu theoretisieren. Wenn die Richtung von Wissenschaft oder Politik in die falsche Richtung lief, habe er die richtigen Fragen gestellt.

Rotschild war ein "Linker", weil er die Welt verbessern wollte, so Aiginger. Er habe aber immer auch gegenteilige Erkenntnisse zu seinen Positionen offengelegt. Das Rothschild über die Parteigrenzen anerkannt war, zeigen die Reaktionen auf seinen Tod.

Würdigung für sein Lebenswerk
"Mit Kurt W. Rothschild verliert Österreich eine der bedeutendsten Persönlichkeiten im Bereich der Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftswissenschaften", so Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V) Montagmittag. Seine Ideen, Thesen, aber auch Einschätzungen hätten einerseits zur internationalen Reputation Österreichs in diesem Bereich beigetragen und andererseits auch dem breiten Publikum das Grundverständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge erleichtert, so Mitterlehner.

Von seinen Erkenntnissen, werden noch viele Generationen profitieren, erwartet Finanzstaatssekretär Andreas Schieder (S). Mit seinen Arbeiten zu einem weiten wirtschaftswissenschaftlichen Themenspektrum - vom Wesen der Arbeitslosigkeit bis hin zur Analyse der zerstörerischen Kraft deregulierter Märkte - habe Kurt Rothschild in der ganzen Welt geglänzt. Immer wieder habe er mit seiner fundierten Kritik an neoklassischen Paradigmen essenzielle Beiträge zu brisanten politischen Fragen geliefert und auch Impulse für die politische Diskussion gesetzt, so Schieder.

"Er war ein hochgeschätzter Wissenschafter, der immer seinen unabhängigen Geist bewahrt hat und sich nicht vom jeweiligen Mainstream hat einfangen lassen", sieht es Alexander Van der Bellen, außenpolitischer Sprecher der Grünen.

Rothschild galt als Doyen der österreichischen Wirtschaftswissenschaften und zählte zu den Gründungsprofessoren der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der JKU, würdigt die Universität Linz den Ökonomen. "Wir trauern um einen international hoch angesehenen und sehr verdienstvollen Kollegen, der der Vater unseres Institutes war, der es über Jahrzehnte geprägt und sehr viele von uns beeinflusst hat, und dessen Andenken und wissenschaftliches Vermächtnis wir immer wahren werden", so Friedrich Schneider, Vorstand des Instituts für Volkswirtschaftslehre.

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