Verlustjahr

RBI-Aktie: Absturz nach Gewinn-Alarm

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Für Kreditrisiko müssen bis zu 1,7 Mrd. Euro zur Seite gelegt werden.

Die Ukraine-Krise, aber auch ungarische Sondergesetze zu Fremdwährungskrediten drücken die börsennotierte Raiffeisen Bank International (RBI) im Geschäftsjahr 2014 in die roten Zahlen. Eine Dividendenzahlung ist demnach fraglich. In jedem Fall bedient werden soll das Nachrangkapital. Frisches Kapital beschaffen muss sich die Bank jetzt nicht, sagte der Vorstand.

Am Dienstag zogen die Papiere der RBI mit einem satten Minus von 11,46 Prozent auf 17,50 Euro die Wiener Börse klar in die Verlustzone.

Nach einer mehrstündigen Vorstandssitzung mit abschließender Planungsrunde hat der österreichische Bankkonzern am späten Montagabend eine Gewinnwarnung abgesetzt. Es sei "von einem negativen Konzernergebnis für 2014 auszugehen", hieß es in einer ad-hoc-Mitteilung.

Zur Erinnerung: Für das erste Halbjahr 2014 hat die RBI noch einen Nettogewinn von 344 Mio. Euro ausgewiesen.

Raiffeisen muss in Ungarn für umstrittene Fremdwährungskreditvergaben bluten. Das kostet die Bank bis zu 240 Mio. Euro. 67 Millionen Euro wurden im zweiten Quartal dafür zur Seite gelegt. Der größere Rest folgt im zweiten Halbjahr.

Vor allem die politische Krise um die Ukraine treibt die Kreditwertberichtigungen in die Höhe. In Summe dürften die Kreditrisikovorsorgen im Konzern 2014 nun zwischen 1,5 und 1,7 Mrd. Euro ausmachen. Bisher war die Bank von 1,3 bis 1,4 Mrd. Euro ausgegangen. Auf die ukrainische Aval Bank - auf deren Vermögen ein Werthaltigkeitstest erfolgt - droht eine Markenwertabschreibung von 60 Mio. Euro.

Um einen Prozentpunkt zurückgenommen hat die RBI am Abend auch die mittelfristigen Rentabilitätsziele. Beim Nettogewinn rechnet die Bank, für 2015 wieder eine "mittlere dreistellige Millionenhöhe" zu schaffen.

Wie hoch der Verlust 2014 ausfallen wird, wollte der Vorstand nicht sagen. Bankchef Karl Sevelda sprach von "riesigen Unsicherheitsfaktoren" Deshalb gab es auch noch keine klaren Aussagen zur Dividende. Ohne die aktuellen Sonderbelastungen wäre man positiv gewesen, so die Bank.

Die neu berechneten Belastungen kommen aus der Ukraine und aus Ungarn. "Das sind die Haupttreiber", sagte Risikovorstand Johann Strobl. Einen Zusammenhang mit dem Abschluss der europäischen Stresstests/Bilanzchecks stellt die Bank in Abrede. "Es mag aber durchaus sein, dass wir in einzelnen Fällen Wertberichtigungen gebildet haben oder bilden werden, die auch im Stresstest angemerkt wurden", so Strobl.

Nachdem der ungarische Staat im Sommer der BayernLB die langjährige Problemtochter MKB abgenommen hat, haben ungarische Medien zuletzt über eine mögliche Übernahme auch der Ungarntöchter von Erste Group und auch RBI durch den ungarischen Staat spekuliert. Man habe nicht signalisiert, dass die Bank jetzt zu haben sei, so der RBI-Chef zur APA. Derzeit sei das Thema Ungarn-Verkauf nicht auf der Agenda. Ein für alle Mal ausschließen kann Sevelda einen Verkauf der ungarischen Tochter aber nicht.

Die höheren Wertberichtigungen heuer schlagen zwar auf das Kapital durch. Dennoch betrachtet sich die RBI nach ihrer heurigen 2,8 Mrd. Euro schweren Kapitalerhöhung trotz Staatsgeldrückzahlung nach wie vor ausreichend kapitalisiert. "Wir sehen jetzt keinen Kapitalbedarf", sagte Finanzvorstand Martin Grüll. Hilfreich ist, dass die RBI demnächst als "Kreditinstitutsgruppe" anerkannt werden wird. Von der Finanzmarktaufsicht habe man dazu ein positives Gutachten in Händen.
 

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