Terror in Mallorca: Tourismus mit "Gegenoffensive"

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Noch ist der Schaden für Tourismusbranche Mallorcas durch die Anschlagsserie der ETA nicht in vollem Umfang abzusehen. Laut der mallorquinischen Hotelvereinigung ist es bisher aber nicht zu nennenswerten Stornierungen gekommen. Wohl aber registrieren Mallorcas Hoteliers einen Rückgang der Reservierungen in einem ohnehin schon schlechten Sommer.

Aus diesem Grunde startet die mallorquinische Tourismusbranche in enger Zusammenarbeit mit der Regionalregierung der Balearen eine "beruhigende" Informationskampagne in Spanien sowie in Großbritannien und Deutschland, den Herkunftsländern der meisten ausländischen Mallorca-Urlauber.

Um den Urlaubern klarzumachen, Mallorca sei trotz der Anschläge ein sicheres Reiseziel und sei zur Normalität zurückgekehrt, wurde eigens eine internationale Marketingfirma beauftragt. Ihre Hauptaufgabe ist vor allem, die "beruhigenden" Nachrichten in der spanischen, deutschen und britischen Presse zu platzieren und dafür zu Sorgen, dass die Sensationsmedien in Deutschland und England keine Panik verursachen und Urlauber vor Mallorca-Reisen abschrecken.

Die Marketingstrategie basiert vor allem auf der verstärkten Polizeipräsenz und der Rückkehr zur Normalität, symbolisiert durch die Anwesenheit der gesamten spanischen Königsfamilie, die jedes Jahr hier ihren Sommerurlaub verbringt. Heuer zeigt sich das Königshaus allerdings besonders volksnah, was Spaniens Medien damit erklären, dass sich König Juan Carlos persönlich dafür einsetzt, das Gefühl der Normalität und Sicherheit auf der Mittelmeer-Insel zu verstärken. So sieht man Thronfolger Felipe mit Familie die Kathedrale besuchen und sich mit Touristen fotografieren. Während Königin Sofia mit ihren beiden Töchtern unbesorgt in der Innenstadt von Palma einkaufen geht.

Info-Telefone für besorgte Touristen

Unterdessen ließen die Regionalregierung und die Hotelvereinigung Mallorcas in allen Hotels Informationsbroschüren verteilen und richteten Info-Telefone für besorgte Touristen ein. Die jüngsten Sprengstoffanschläge der ETA werden allenfalls "sehr begrenzte" Auswirkungen auf den Tourismus haben, hofft der regionale Tourismusminister Joan Mesquida. Auch Spaniens Innenminister Alfredo Perez Rubalcaba versicherte: "Die Touristen sind kein Anschlagziel der ETA."

Dennoch gelangt es der baskischen Terrororganisation trotz großer Sicherheitsvorkehrungen am Sonntag vier kleine Sprengstoffanschläge in Restaurants, Bars und touristischen Zentren zu verüben. Zwei Wochen zuvor töteten die Terroristen bereits zwei Polizisten mit einer Autobombe im Ferienort Palmanova im Westen der Insel.

Die ETA hat bewusst Mallorca mitten in der touristischen Hochsaison als Angriffsziel gewählt, um hier einen der Pfeiler der spanischen Wirtschaft zu treffen - den Tourismus. Die Ferieninsel bezieht rund 80 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts aus dem Tourismus. Allein 2,5 Millionen Deutsche machen jedes Jahr Urlaub auf Mallorca. Spanische und deutsche Reiseveranstalter haben bisher zwar kaum Kunden registriert, die Mallorca-Reisen stornieren wollten. Allerdings scheinen die Ängste der Touristen vor weiteren Anschlägen den generellen Negativtrend bei den Besucherzahlen noch zu verstärken. Im ersten Halbjahr 2009 lag die Zahl ausländischer Besucher bereits 11,4 Prozent niedriger als im Vorjahr, was vor allem auf die knapperen Urlaubskassen in wirtschaftlichen Krisenzeiten zurückzuführen ist.

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