ÖBB-Direktverbindung Linz-Graz wackelt

Teilen

Die Direkt-Verbindung der ÖBB zwischen Linz und Graz wackelt aus Spargründen. Gespräche mit der Steiermark über eine Zuzahlung seien noch im Gange, bestätigten die ÖBB einen entsprechenden Bericht der Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN). Das Land Oberösterreich wäre bereit dazu.

Es geht um zwei Fernverkehrsverbindungen von Linz nach Graz und von Graz nach Linz in der Früh und am Abend, also insgesamt vier Züge. Sie bieten insgesamt 272 Plätze. Großzügig gerechnet seien davon im Durchschnitt nur 40 mit Fahrgästen besetzt, heißt es bei den ÖBB. Das entspricht einer Auslastung von knapp 15 Prozent - im Gegensatz zu den Nahverkehrsverbindungen zwischen Selzthal und Linz, die sehr gut genützt würden.

Die ÖBB haben deshalb der Steiermark und Oberösterreich bereits im Winter mitgeteilt, dass die direkte Verbindung zwischen Linz und Graz ohne Zuzahlung der Länder nicht aufrechterhalten werden könne. Oberösterreich ist laut OÖN bereit, allein für die Aufrechterhaltung dieser Verbindungen 1,175 Millionen Euro zu zahlen. Das Land Steiermark hingegen will keinen Cent für diese Verbindung dazuzahlen.

Das Büro der steirischen Verkehrslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder (V) wird zitiert mit: "Es gibt den Grundsatzbeschluss, beim Zug zahlen wir nicht. Wir sind aber an der Schnellbus-Verbindung sehr interessiert. Gespräche mit den ÖBB darüber sind im Laufen." Diese müssten allerdings ehestens abgeschlossen werden, denn der Winterfahrplan tritt Anfang Dezember in Kraft.

Ein Intercity-Bus, der ohne Zustiegsmöglichkeiten zwischen Graz und Linz verkehrt, könnte eine halbe Stunde Fahrzeit-Verkürzung bringen. Die ICE brauchen knapp drei Stunden. Die schnellsten Verbindungen mit Umstieg in Selzthal benötigen knapp dreieinhalb Stunden.

Proteste aus Oberösterreich

Das mögliche Ende der ÖBB-Direktverbindung mit ICE-Zügen zwischen Linz und Graz hat Proteste aus Oberösterreich ausgelöst. Darin wird der Erhalt gefordert. Selbst ohne Zuzahlung könne es keine Einstellung geben, erklärte Landeshauptmann Josef Pühringer (V). Es sei völlig undenkbar, dass zwischen der zweit-und der drittgrößten Stadt Österreichs und so bedeutenden Industrieregionen eine derartige Ausdünnung des öffentlichen Verkehrs vorgenommen werde.

Wenn selbst Linien wie Linz-Graz nicht mehr wirtschaftlich geführt werden könnten, solle die ÖBB zu allererst daran gehen, die Qualität ihres Angebotes und ihr Marketing zu überdenken, denn ansonsten stelle sie ihre Daseinsberechtigung infrage. Er kündigte an, er werde die Landeshauptleutekonferenz und die Finanzreferenten der Länder in ihren Herbst-Sitzungen mit dieser Thematik befassen.

Der Landessprecher der Grünen Umweltlandesrat Rudi Anschober verwies auf "aktuell durchgesickerte Pläne der ÖBB - von Fahrzeitverlängerung über Zugeinstellungen bis Hauptstreckenstreichungen" - und verlangte einen Stopp des Kahlschlages bei der Bahn. Er forderte einen oberösterreichischen "Bahngipfel" mit den ÖBB und kündigte entsprechende Initiaiven in der Landesregierung und im Nationalrat an. Er und Landeshauptmannstellvertreter Franz Hiesl (V) verlangten, der oberösterreichische Verkehrsreferent Landeshauptmannstellvertreter Erich Haider (S) müsse die ÖBB und auch seine Parteikollegin Infrastrukturministerin Doris Bures in die Pflicht nehmen, damit die Interessen Oberösterreichs im Öffentlichen Verkehr nicht länger auf der Strecke bleiben.

BZÖ gegen "weitere Ausdünnung"

"Ein klares Nein zur weiteren Ausdünnung des öffentlichen Verkehrs" kommt von der oberösterreichischen BZÖ-Landesobfrau Ursula Haubner. "Die ÖBB sollen nicht Dienstleistungen vernichten, sondern ausbauen." Mit einer Angebotsverbesserung und entsprechendem Marketing könnte die wichtige Direktverbindung sicherlich gerettet werden, ist Haubner überzeugt. Sie pocht auf einen Schulterschluss aller Parteien für eine Direktverbindung Linz-Graz.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.