US-Autohändler fürchten Kater nach Kaufrausch

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Auf der Zielgeraden drückte die Autofahrer-Nation Nummer Eins noch einmal kräftig aufs Gas. Das Ende der Verschrottungsprämie nach deutschem Vorbild am Montag (24. August) vor Augen, ließen die Amerikaner am Wochenende noch einmal die Kassen der Autohändler klingeln.

"In den 27 Jahren, die ich hier bin, habe ich den Verkaufsraum noch nie so voll gesehen", sagte Brian Benstock, Chef einer Honda-Filiale in New York, dem US-Sender CBS. Kein Zweifel: Die staatliche Geldspritze fürs komatöse Autogeschäft wirkte auch in den USA Wunder - zumindest auf den ersten Blick. Denn nicht wenige fürchten, dass dem Kaufrausch nun der Kater folgt.

Schätzungsweise 700.000 Wagen konnten durch "Cash for Clunkers" (Bares für Rostlauben) laut "New York Times" binnen nur fünf Wochen an den Käufer gebracht werden - allerdings vermuten Experten, dass 500.000 davon auch ohne die Prämie zwischen 3.500 und 4.500 Dollar (etwa 2.440 bis 3.140 Euro) gekauft worden wären. Viele Käufe seien durch das Programm lediglich vorgezogen worden - in den Statistiken der kommenden Jahre fehlen sie dann. "Das war ein netter kleiner Verkaufsschub", sagte Rebecca Lindland vom Wirtschaftsforschungs-Institut IHS Global Insight der Zeitung. "Aber es ist schwer vorstellbar, dass dies irgendeine dauerhafte Wirkung haben wird."

Immerhin: Wer sich durch das Programm und weitere finanzielle Anreize der Hersteller zu einem Kauf locken ließ, griff meist zu spritsparenden Modellen, wie von der Regierung beabsichtigt. Besonders beliebt: Ford Focus, Honda Civic und der Toyota Prius. Dabei dürfte es schmerzhaft für die krisengeschüttelten US-Hersteller sein, nach vorläufigen Daten nur als zweiter ins Ziel gekommen zu sein: Den größten Anteil der Verkäufe heimste Toyota mit 19 Prozent ein, knapp gefolgt von General Motors mit 18 Prozent. "Die Lager der US-Hersteller waren nicht ausreichend mit spritsparenden Modellen bestückt", analysiert die Zeitung "The Detroit News".

Auch die US-Regierung war von der Reaktion der Amerikaner auf das Programm überrascht. Zunächst nur mit einer Milliarde Dollar ausgestattet, war das Geld schon nach wenigen Tage aufgebraucht. Rasend schnell legte der Kongress noch einmal zwei Milliarden drauf. Aber auch diese Mittel waren schneller weg als gedacht, weshalb Washington "Cash for Clunkers" Wochen früher als geplant einstellt. "Es gibt keine Chance, an zusätzliches Geld zu kommen, weil der Kongress in der Sommerpause ist", stellte Regierungssprecher Robert Gibbs klar. Verkehrsminister Ray LaHood nannte das Programm "die beste Wirtschaftsstory in Amerika", Präsident Barack Obama sprach von einem "Erfolg, der alle Erwartungen übertroffen hat".

Die Händler indes klagen über einen Papierkrieg, der wiederum ihre Erwartungen übersteigt. Manche stellten von sich aus das Programm bereits am Wochenende oder Montagmorgen ein, um genug Zeit zu haben, die Erstattung der Prämien zu beantragen. Laut CBS überwies Washington nur in vier von zehn Fällen bereits Geld. "Wir haben 5,5 Mio. Dollar da draußen", sagte Tammy Darvish, Vize-Chefin der Händlerkette Darcars, dem Sender. "Sicher wird die Regierung über kurz oder lang ihr Versprechen einlösen. Aber nicht zu wissen wann, macht die Sache nicht eben behaglich", bemängelt sie.

Mit höchst gemischten Gefühlen blicken Amerikas Autohäuser nun gen Herbst und Winter, wenn die Verkäufe traditionell nachlassen und nun, durch den staatlich geförderten Ansturm im Sommer, wahrscheinlich noch einmal magerer ausfallen. Denn unterm Strich wird es von der Gesundheit der größten Volkswirtschaft der Welt und der Kauflaune ihrer Verbraucher abhängen, ob auch das Geschäft mit den Autos wieder ins Rollen kommt. "Ich sehe nicht viel Wachstum vor uns", meinte Nouriel Roubini, Wirtschaftsprofessor von der Universität New York und einer der wenigen frühen Warner vor der dramatischen Wirtschafts- und Finanzkrise unlängst in einem Fernsehinterview. "Die Verbraucher haben ausgeshoppt", lautet sein düsterer Befund.

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