Nachfolge

Lufthansa: Franz wird neuer Konzernchef

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Der 50-Jährige folgt Mayrhuber, der nach Österreich zurückkehrt.

Die Austrian-Airlines-Mutter Deutsche Lufthansa AG wird künftig von Christoph Franz geführt. Der 50 Jahre alte Sanierer der Schweizer Fluggesellschaft Swiss und bisherige Vize wurde am Mittwoch in Hamburg vom Aufsichtsrat des Unternehmens zum Nachfolger von Wolfgang Mayrhuber (63) gewählt, den er zum Jahresende beerben soll. Wie das Unternehmen weiter mitteilte, wird der Oberösterreicher Mayrhuber nach sieben Jahren an der Unternehmensspitze vorerst nicht in den Aufsichtsrat wechseln. Ein direkter Wechsel hätte gegen die Vorschriften zur guten Unternehmensführung verstoßen, die einen zu großen Einfluss der früheren Manager auf das Kontrollgremium verhindern sollen.

Ernennung nur bis 2014
Die Ernennung von Franz erfolgt zunächst bis zum 31. Mai 2014. Auf die derzeitige Position von Franz als Chef des Kernunternehmens Lufthansa Passage rückt ebenfalls mit Wirkung zum 1. Jänner 2011 Carsten Spohr, bisher Vorstandsvorsitzender der Frachtfluggesellschaft Lufthansa Cargo. Spohrs Nachfolger bei Cargo soll Karl Ulrich Garnadt werden, bisher bei der Lufthansa Passage unter anderem für das Management der Drehkreuze verantwortlich, bestimmte der Aufsichtsrat.

Der 50 Jahre alte Franz hat sich als Sanierer der Lufthansa-Tochter Swiss einen Namen gemacht. Das Unternehmen ist derzeit die profitabelste Airline im Lufthansa-Konzern, der in den vergangenen Jahren durch Zukäufe unter anderem in Großbritannien und Österreich stark gewachsen ist. Im Unternehmensvorstand ist der frühere Bahn-Manager, der bei der Lufthansa angefangen hatte, seit Juni 2009. Er vertrat gegenüber den Mitarbeitern das ambitionierte Sparprogramm "Climb 2011", mit dem die Kosten bis zum kommenden Jahr um eine Milliarde Euro gesenkt werden sollen.

Mayrhuber geht zurück nach Österreich
Seiner Heimat Österreich ist der scheidende Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber auch in langen Jahren in Hamburg und Frankfurt immer verbunden geblieben. Auf mehr als 40 erfolgreiche Berufsjahre bei der Austrian-Airlines-Mutter Deutsche Lufthansa AG kann der 63-Jährige zurückblicken, wenn er zum Jahresende den Chefsessel bei Lufthansa verlässt. Vom Triebwerksingenieur brachte es der umgängliche Oberösterreicher bis zum Vorstandschef, der Europas größte Airline durch viele Turbulenzen leitete. Für die Zeit nach der Lufthansa soll er sich bereits eine Wohnung im Salzburger Land gekauft haben.

In den Aufsichtsrat des von ihm sieben Jahre lang geleiteten Unternehmens wird Mayrhuber vorerst nicht wechseln. Die verschärften Regeln einer guten Unternehmensführung verlangen eine zweijährige Abkühlungsphase für scheidende Spitzenmanager, die man nur mit einem gesonderten Aktionärsbeschluss aussetzen könnte.

Seine Ausbildung zum Maschinenbauingenieur begann Mayrhuber in Österreich. Der Sohn eines Journalisten und einer Lehrerin ging dann in die USA und nach Kanada. Zur Lufthansa kam der am 22. März 1947 in Waizenkirchen bei Steyr (OÖ) geborene Mayrhuber 1970 als Ingenieur in der Triebwerks-Instandhaltung in Hamburg, weil er sich zuvor erfolglos bei der Swiss, der AUA und der Lufthansa als Pilot beworben hatte. Die damals noch getrennt agierenden Gesellschaften wurden unter Mayrhubers Ägide bei der Lufthansa vereint, dazu kamen Neuerwerbungen in Großbritannien und Belgien.

Den entscheidenden Karriere-Kick erhielt Mayrhuber Anfang der 90er von seinem Vorgänger und heutigen Aufsichtsratschef Jürgen Weber, für viele immer noch die graue Eminenz des Unternehmens. Als Chef des Sanierungsteams profilierte sich Mayrhuber bei der Erneuerung der einstigen Staatslinie. 1994 wurde er Vorstand der neugegründeten Lufthansa Technik AG.

Unter Mayrhuber hat sich die Lufthansa auf ihr Kerngeschäft konzentriert und sich in diesem wesentlich breiter aufgestellt. Die lange verschlafenen Billig-Flüge gehören inzwischen ebenso zum Portfolio wie Tickets für Privatjets, zudem ist Lufthansa am größten deutschen Flughafen in Frankfurt beteiligt. Abgestoßen wurde hingegen die Touristikbeteiligung Thomas Cook mit dem Ferienflieger Condor.

Ausgleich sucht der Vater dreier Kinder bei klassischer Musik, seinem Interesse für Architektur und beim Skifahren. Trotz zahlreicher verbleibender Aufsichtsratsmandate unter anderem bei der Schweizer Großbank UBS wird er dafür künftig mehr Zeit haben.
 

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