Knalleffekt

"News" läuft die Chefin davon

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Eva Weissenberger verlässt das defizitäre Magazin. Auch ihr Team wird eingespart.

Knalleffekt beim Nachrichtenmagazin News, Flaggschiff von Österreichs größtem Magazinverlag. Chefredakteurin Eva Weissenberger verlässt nach nicht ganz zwei Jahren das Blatt. Darüber konnte offensichtlich am Mittwoch mit dem Herausgeber und Eigen­tümer der Verlagsgruppe News eine Einigung erzielt werden. Horst Pirker verständigte am Mittwoch die Belegschaft über den spektakulären Abgang.

Mit Weissenberger verlassen insgesamt neun Mitarbeiter das Magazin, darunter die stellvertretende Chefredakteurin Julia Ortner, Art Director Christian Sulzenbacher, Chefgourmet Severin Corti oder Textchef Wolfgang Kralicek.

Nachfolgerin

Weissenbergers Nachfolgerin wird ihre bisherige Stellvertreterin Esther Mitterstieler, eine profilierte Wirtschaftsjournalistin. Zwischen den beiden hatte es laut In­sidern zuletzt immer stärkere Differenzen gegeben. Auch die Chemie zwischen Weissenberger und den letzten verbliebenen Mitarbeitern aus glorreichen News-Tagen hätte nie gestimmt. Eva Weissenberger hatte versucht, das in den 1990er-Jahren und Anfang der Nullerjahre so erfolgreiche Nachrichtenmagazin von Grund auf neu zu positionieren.

Olivenöl-Parfum

Offensichtlich mit zu geringem Erfolg. Auf politische Relevanz und Aufdeckergeschichten, früher die eindeutigen Stärken des Magazins, wurden unter Weissenberger bewusst verzichtet. Forciert wurde ein beschaulicher Wohlfühl-Journalismus für das Wochenende. Der Erscheinungstag wurde von Donnerstag auf den Samstag verlegt.

Provokation

Redaktionsintern hieß es zuletzt, Weissenberger hätte es auf eine Trennung angelegt. Das Titelbild am Tag vor der Präsidentenstichwahl zeigte eine ältere Dame, die eine Coverstory über Pflegeheime illustrierte. Einige Redakteure fassten das als bewusste Provokation auf.

Esther Mitterstieler soll nun eine Kurskorrektur „volle Kraft zurück“ einleiten.

Für Branchenbeobachter ist es die letzte Chance für das Magazin, das zuletzt Millionen­verluste eingefahren und damit auch profitablere und erfolgreichere Produkte der Verlagsgruppe gefährdet hatte.

Und hier liegt der Vorteil des gewaltigen personellen Aderlasses für Neu-Eigentümer Pirker: Das Magazin wird eindeutig billiger.

Offiziell ist die Zukunft von Eva Weissenberger ungewiss. Es dürfte sie aber gemeinsam mit ihrer engsten Mitarbeiterin Julia Ortner zurück zum ORF ziehen.

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