CH: Griechenland-Entschuldung durch Milliardärs-Umzug

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Ein Land hat seine Milliardenkredite an Griechenland sehr rasch reduzieren können: Die Schweizer Forderungen gegen Griechenland sind laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel dramatisch gesunken. Hintergrund ist aber kein statistischer Trick, sondern die Finanztransaktionen eines griechischen Milliardärs. Spiros Latsis, der als der reichste Grieche gilt, hat seine Holdinggesellschaft EFG Group von Genf nach Luxemburg verlegt.

Die direkten Folgen für die Schweiz: Die Forderungen gegen Griechenland sind zu Jahresende 2009 gegenüber dem dritten Quartal um 60 Mrd. Dollar gesunken. In der neuen Statistik wurden die Schweizer Forderungen an das Land nur noch mit rund 3,6 Mrd. Dollar beziffert. Damit liegt die Schweiz plötzlich am unteren Ende der Skala der Griechenland-Gläubiger.

Etwa 90 % der von der BIZ ausgewiesenen September-Summe gingen auf das Konto einer einzigen griechischen Bank in Genf. Diese Bank verlegte ihren Sitz im vierten Quartal nach Luxemburg. Damit verschwanden die Schuldtitel im Dezember vom Schweizer Konto der BIZ-Statistiker. Bei der Bank handelt es sich um die European Financial Group (EFG), die der griechische Milliardär und Reeder Spiros Latsis kontrolliert.

Latsis schuf mit der EFG ein verschachteltes Bankenimperium: mit einer Privatbank in Zürich, einer Holding in Luxemburg und der Eurobank EFG als einer der größten Geschäftsbanken Griechenlands mit Sitz in Athen, berichtete die "Frankfurter Allgemeine". Ein wichtiges Instrument ist die Luxemburger Holding EFG Group, in der er das Bankgeschäft bündelt. Die Holding verfügt über zwei Säulen: die griechische Eurobank EFG, an der sie 44 Prozent hält, und die in der Schweiz ansässige Privatbank EFG International, bei der die EFG Group 49 % kontrolliert.

Bis Ende September 2009 war die Holding in Genf ansässig. Eine Subholding hat dort weiter ihren Sitz. Unter ihr hängt direkt die EFG International, die Kundenvermögen über 97 Mrd. Schweizer Franken (68 Mrd. Euro) verwaltet. Bis zum Umzug der Holding nach Luxemburg waren in der Genfer Holding auch die Aktivitäten der griechischen Eurobank gebündelt. Dadurch erklärt sich das bis dahin hohe Engagement Schweizer Banken gegenüber griechischen Schuldnern.

Die neue Luxemburger Gesellschaft verfügt allerdings über keine Banklizenz, so dass ihr Griechenland-Engangement in der BIZ-Statistik auch für Luxemburg nicht mehr auftaucht. Der Umzug ist auch auf aufsichtsrechtliche Probleme zurückzuführen. Davor lag die Zuständigkeit der griechischen Aktivitäten der Latsis-Holding bei der Schweizer Finanzmarktaufsicht. Nach dem Umzug ist die griechische Notenbank für die Eurobank zuständig, während der Schweizer Regulator für die EFG International verantwortlich zeichnet.

Der als medienscheu geltende Milliardär hatte auf seinen Yachten schon prominente Gäste: Neben EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso, ein Studienfreund, urlaubte auch schon Ex-US-Präsident George Bush bei dem reichen Griechen. Auch der britische Thronfolger Prinz Charles und seine Frau Camilla sollen schon einen gemeinsamen Yachturlaub mit Latsis genossen haben. Spiros Latsis und seine Familie gehören zu den reichsten Bürgern der Welt, sind aber durch die Wirtschaftskrise aus den Top-100 abgerutscht.

In der jüngsten vom US-Wirtschaftsmagazin Forbes publizierten Liste "The World's Billionaires" lag die Reeder-Familie mit einem geschätzten Vermögen von 5,3 Mrd. Dollar auf Platz 144. Mit Lambda Development gehört Latsis einer der größten Immobilienentwickler in Südosteuropa, mit 30 % von Hellenic Petroleum einer der wichtigsten Energieversorger in der Region. Weniger medienscheu als Spiros agiert der junge Paris Latsis aus dem Milliardärs-Clan, der durch seine Liaison mit Paris Hilton vor einigen Jahren die Boulevardpresse beschäftigte.

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