Siemens will im Windenergiegeschäft auf Platz drei

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An die Weltspitze der Windenergietechnik ist es für den Siemens-Konzern noch ein mühsamer Weg. Bisher rangiert der selbsternannte "grüne Infrastrukturriese" auf Platz sechs der weltgrößten Hersteller von Windrädern. Vorstandschef Peter Löscher hat das Ziel ausgegeben, bis 2012 unter die größten Drei aufzurücken.

Analysten vermuten daher, dass Siemens sich noch den einen oder anderen Komponentenlieferanten einverleiben könnte, obwohl der Konzern im Turbinengeschäft vor allem auf Wachstum aus eigener Kraft setzt. "Ich bin ziemlich überzeugt, dass Siemens keinen anderen Windturbinenhersteller kauft. Es ist wahrscheinlicher, dass sie einen Zulieferer übernehmen, die meistens verhältnismäßig klein sind", sagte Analyst Andreas Willi von JP Morgan. Branchenexperten haben bereits mögliche Übernahmeziele ausgemacht. In Frage kommen könnten demnach die kalifornische Power One und die deutschen Elektrospezialisten SMA Solar und Kaco.

Konzernkreisen zufolge plant Siemens derzeit im Windsektor konkret keine weiteren Übernahmen, hält solche Schritte aber nicht für ausgeschlossen. "Der Fokus liegt auf dem organischen Wachstum, aber man soll niemals nie sagen", sagte eine mit der Situation vertraute Person aus dem Unternehmen. Im angrenzenden Bereich der Solarenergietechnik war Siemens zuletzt auf großer Einkaufstour.

Konzentration auf Offshore

Nach Einschätzung von Analysten wird sich Siemens weiter auf das Geschäft mit Windrädern auf See (Offshore) konzentrieren, wo die Münchener bereits die Marktführerschaft für sich beanspruchen. "Ich erwarte nicht, dass sie sich stärker dem Geschäft mit Windturbinen an Land widmen und in dem Bereich zukaufen. Wenn vielleicht einige kleinere, starke Technologiefirmen im Offshore-Segment zu haben sind, könnte das passen", sagte Gael de Bray von Societe Generale. Solch ein Unternehmen ist etwa die britische Clipper Windpower, an der sich der US-Konzern United Technologies jüngst beteiligt hat, um in das Windenergiegeschäft einzusteigen.

Der Windenergiemarkt verspricht hohe Rendite und ist inzwischen bereits relativ stark konsolidiert. 2009 wurden dem internationalen Branchenverband Global Wind Energy Council (GWEC) zufolge weltweit Windanlagen um 45 Mrd. Euro errichtet. Windturbinen mit 158 Gigawatt Leistung speisten im vergangenen Jahr Strom in die globalen Netze. Das entspricht ungefähr der Leistung von 280 Atomkraftwerken. Im wesentlichen teilen sich neben Siemens dessen US-Erzrivale GE, die dänische Vestas, die spanische Gamesa, die indische Suzlon und die deutsche Enercon das weltweite Geschäft untereinander auf. Nach Schätzung der Beratungsfirma BTM Consult wird sich die Stromleistung aus Windenergie weltweit bis 2013 auf 340 Gigawatt mehr als verdoppeln.

Siemens war mit dem Kauf der dänischen Bonus Energy 2004 verhältnismäßig spät in die wachstumsträchtige Windenergietechnik eingestiegen. Seither baut das Unternehmen das Segment zügig aus. Im US-Bundesstaat Kansas und in China entstehen Werke für Triebwerksgondeln, in der Volksrepublik sollen künftig auch Rotorblätter gefertigt werden. Eine Produktion in Indien ist ebenfalls geplant. Doch auch die Konkurrenz schläft nicht. So kaufte GE im vergangenen Jahr die schwedische ScanWind und der französische Elektrokonzern Schneider sicherte sich bereits 2008 den kanadischen Elektronikzulieferer Xantrex.

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