Sevelda-Interview

Banken-Bashing? "Nerven bewahren!"

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Eine Kreditklemme gibt es nicht, sagt der RZB-Vorstand. Und jetzt eine Bankensteuer vorzuschlagen, hält er für "billigen Populismus“.

ÖSTERREICH: Sie sind seit 33 Jahren Banker im Firmenkundengeschäft – wie geht es unseren Unternehmen derzeit?
Karl Sevelda: Den österreichischen Firmen geht es noch immer erstaunlich gut. Es wurden ja auch nicht alle Branchen gleichermaßen von der Krise erfasst. Schwierig ist es etwa in der Holz-, Papier- und Automotive-Industrie. Aber Bereiche wie Konsumgütererzeugung, Telekom, Handel waren relativ stabil. In anderen Branchen ist nicht auszuschließen, dass es da und dort schwierig wird. Einige Bilanzen werden grauslich sein. Da ist es wichtig, dass wir als Bank die Nerven bewahren und zu unseren Kunden stehen.

Gibt es signifikante Ausfälle?
Wir haben mit wesentlich höheren Wertberichtigungserfordernissen gerechnet, als sie in Österreich im Firmenkundengeschäft notwendig waren. Wir sind bei ungefähr 0,5 %.

Man hört häufig Klagen, dass Firmen keine Kredite mehr bekommen...
Unsinn, es gibt keine Kreditklemme. Wieso sollten Banken keine Kredite mehr vergeben? Davon leben wir. Das ist so, als würde ein Zuckerlgeschäft keine Schokolade mehr verkaufen. Aber natürlich schauen wir heute mehr auf die Bonität eines Unternehmens, auf Sicherheiten. Wenn wir Kredite vergeben und die notleidend werden, kritisiert man uns als leichtsinnig. Und wenn wir Kredite vorsichtig vergeben, wirft man uns Kreditklemme vor.

Fühlen Sie sich unfair behandelt?
Wir haben schon das Gefühl, dass Banken-Bashing momentan Volkssport Nummer 1 ist. Wir haben in Österreich die Bankenkrise nicht ausgelöst. Wir haben auch nie unmoralisch hohe Boni ausbezahlt. Wenn ich höre, dass bei einer US-Investmentbank der Durchschnittsbonus – inklusive Portier und Putzfrau – 500.000 Dollar ausmachte, habe ich Verständnis für jede Kritik. Es sollte aber nicht so weit kommen, dass der Bankräuber ein besseres Image hat als der Banker.

Was halten Sie von einer Bankensteuer?
Das jetzt zu diskutieren, wo man gerade weltweit den Banken unter die Arme gegriffen hat, um Eigenkapital zu stärken, Wirtschaftswachstum und Kreditvergabe zu sichern, halte ich für aberwitzig und schädlich. So etwas kann man außerdem nur im internationalen Gleichklang machen.

Viele sagen, die Banken haben Hilfe vom Staat bekommen, machen wieder hohe Gewinne, daher sollen sie einen Beitrag leisten.
Erstens sind viele dieser Gewinne Wiederaufwertungen von 2008 abgeschriebenen Wertpapieren. Zweitens: Wir bezahlen für das staatliche Partizipationskapital hohe Zinsen. Allein von der RZB bekommt die Republik dafür 140 Mio. Euro im Jahr. Drittens: Bei dieser Steueridee werden alle Banken in einen Topf geworfen. Es gibt in Österreich 867 Banken, weniger als 1 % haben Kapital vom Staat genommen. Und bei der Steuer sollen jetzt alle drankommen? Ich kann das nur als billigen Populismus abtun.

Themenwechsel – müssen Sie sich auf Horror-Ausfallsquoten in Zentral- und Osteuropa einstellen?
Das ist unterschiedlich. Wir haben problematische Länder wie die Ukraine und exzellente wie Polen, Tschechien. Auch 2009 hat es in der Region Rekordergebnisse gegeben.

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