Glaubwürdigkeit der Euro-Zone angekratzt

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Die Schuldenkrise mehrerer Süd-Länder in der Euro-Zone hat nach Ansicht führender Forschungsinstitute die Glaubwürdigkeit des Währungsverbunds angekratzt. "Die Entwicklung der Renditeaufschläge bei Staatsanleihen in der Krise legt nahe, dass die Glaubwürdigkeit der Euro-Zone nicht uneingeschränkt ist", erklärten 8 renommierte Wissenschaftler der Forschergruppe EEAG.

Eine schrumpfende Wirtschaftsleistung könne Ungleichgewichte wie niedrigere Wettbewerbsfähigkeit, starke Handelsdefizite oder hohe Verschuldung verschärfen. Dies erhöhe die Wahrscheinlichkeit eines Austritts aus der Euro-Zone oder eines Zahlungsausfalls von Staatsschulden.

Das große Haushaltsdefizit Griechenlands hat an den Finanzmärkten Ängste über einen Staatsbankrott des Euro-Landes geschürt. Deshalb verlangen Investoren derzeit kräftige Risikoaufschläge für griechische Anleihen, was die Refinanzierung für den Staat wiederum deutlich verteuert. Die Sorgen über die Zahlungsunfähigkeit haben auch das Vertrauen in den Euro erschüttert. Auch Portugal, Spanien und Italien macht ein hoher Schuldenberg zu schaffen.

"Szenarien ungünstig für den Euro"

Die EEAG-Forscher, darunter auch Ifo-Chef Hans-Werner Sinn, sehen als mögliche Szenarien den Zahlungsausfall, einen Austritt aus der Euro-Zone oder Hilfen von großen Euro-Partnerländern. "Keines dieser Szenarien ist günstig für den Euro", heißt es in dem Bericht. Vor allem eine Rettungsaktion könne problematisch sein, wenn nicht verhindert werde, dass auch andere größere, verschuldete Länder in Mitleidenschaft gezogen würden. Als Beispiel nannten die Forscher Belgien und Italien, bei denen ein Rettungspaket zu teuer wäre.

Zu den Konjunkturaussichten im Jahr eins nach der Rezession äußerten sich die Wissenschaftler eher zurückhaltend. Die Weltwirtschaft werde 2010 um 2,3 % anziehen - Zugpferde seien dabei vor allem Schwellenländer. Für Deutschland sagen die Forscher in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,6 % voraus und sind damit etwas optimistischer als die Bundesregierung, die ein Plus von 1,4 % erwartet. Für die Euro-Zone schätzten die Experten das Wachstum auf 1 %.

Euro-Schwäche nicht ungerechtfertigt

EZB-Spitzenbanker Jose Manuel Gonzalez-Paramo hat unterdessen den Kursverlust des Euro als nicht ganz ungerechtfertigt bezeichnet. Der Außenwert des Euro sei in Richtung seines historischen Durchschnitts gefallen, sagte das Direktoriumsmitglied der EZB in einem am 23.2. verbreiteten Interview mit der "Börsen-Zeitung". "Da Wechselkurse flexibel sein und ökonomische Fundamentaldaten widerspiegeln sollten, ist diese Entwicklung nicht ganz ungerechtfertigt." Extreme Schwankungen am Devisenmarkt betrachte die EZB als schädlich.

Der Euro ist in den vergangenen Monaten rund zehn Prozent zum Dollar gefallen und notierte am 23.2. bei 1,355 Dollar . Gonzalez-Paramo sieht derzeit keine Gefahr, dass sich die Krise in Griechenland auf andere Länder des Euroraums ausweiten könnte. "Wir haben ein Regelwerk. Wenn sich die Länder an diese Vorgaben halten, brauchen sie sich keine Sorgen bezüglich einer Ansteckung zu machen." Griechenland muss auf Druck der EU seine hohen Staatsschulden kräftig zurückfahren.

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